Linz - Die ehemalige Ordinationsgehilfin eines Linzer Frauenarztes, die Krebsbefunde von Patientinnen verfälscht hat, wurde am Freitag vom Bezirksgericht Linz zu einer auf drei Jahre bedingten Freiheitsstrafe von fünf Monaten verurteilt. Weiters zum Kostenersatz des Strafverfahrens und zu einem Schadenersatz an den Frauenarzt für dessen erhöhte Aufwendungen im Zusammenhang mit der Affäre verurteilt. Hinsichtlich des Strafverfahrens ist das Urteil rechtskräftig. Günstigere Ergebnisse bei Gebärmutterhalskrebs-Gefahr eingetragenB

Die Angeklagte wurde wegen des Vergehens der Gefährdung der körperlichen Sicherheit, des Vergehens der dauernden Sachentziehung und der Urkundenunterdrückung verurteilt. In der Anklage waren insgesamt 99 Fälle aufgezählt gewesen, in denen sie zwischen 1993 und Anfang 1999 in die Karteikarten der Patientinnen günstigere Ergebnisse bei einem Test zur Erkennung der Gebärmutterhalskrebs-Gefahr eingetragen oder überhaupt die bei den Frauen für den Test gemachten Abstriche verschwinden hatte lassen.

Angeklagte war überfordert

Im Prozess gewann das Gericht bei der Befragung der Angeklagten den Eindruck, dass sie bei ihrer Tätigkeit in der Ordination des Frauenarztes überfordert gewesen sei, dabei aber keine Hilfe gesucht habe. Schon vor dem Auffliegen der Affäre hatte sie den Arbeitsplatz in eine andere Branche gewechselt. Außerdem ist sie seit Ende November 1999 mit Erfolg in psychotherapeutischer Behandlung.

Die Angeklagte gab vor Gericht an, sie habe aus Mitleid mit den Frauen gehandelt, weil sie im persönlichen Kontakt mit ihnen deren Krebsängste bei schlechten Befunden nicht ertragen habe. Sie selbst habe drei Mal ebenfalls bedenkliche Befunde gehabt.

Kein konkreter körperlicher Schaden für Patienten nachweisbar

Durch die Manipulationen der Ordinationsgehilfin sei - zum Glück für alle Beteiligten - für die Patientinnen kein konkreter körperlicher Schaden entstanden, hielt Staatsanwalt Reinhard Fürlinger fest. Es hätte aber auch die Möglichkeit eines Todesfalles durch zu spät einsetzende Behandlungen gegeben. Auf jeden Fall seien die von den Manipulationen betroffenen Frauen unter einer großen psychischen Belastung gestanden. (APA)