Vaginäres Gesicht? Nur um eines klar zu stellen: Hier wird allein die optische Qualität von Blech auf Rädern verhandelt. Gemeinhin AUTO genannt. Apropos: Würden Sie sich ein Auto kaufen, dessen Frontpartie von der Kritik mit der vielsagenden Metapher „Vaginäres Gesicht“ bedacht wird? Sicher nicht. Ford USA präsentierte 1957 den Edsel, der noch vor Anlaufen der Serienproduktion mit eben diesen Worten zurück in die Design-Abteilung geschrieben wurde. Hat Ford auf die Kassandra-Rufe reagiert? Sicher nicht. Ford baute. Es war offensichtlich Zeit für Lektionen in Demut.Erkennen Mitte der Fünfziger. Die Ford Motor Company war nach dem zweiten Weltkrieg zum zweitgrößten Automobilkonzern der USA und zu einem Moloch aufgestiegen. Die Wirtschaft boomte. Die Verkaufszahlen schrammten am Plafond. Die Kassen klingelten. Unvermittelt zeigte sich jedoch ein kleiner Makel in der Erfolgsbilanz: Zwischen den von Ford vertriebenen Modellen und der nächsthöheren konzerneigenen Marke, Mercury, klaffte eine riesige Lücke, die bereitwillig von den Konkurrenten Chrysler und General Motors geschlossen wurde. Planen Man beschloss, eine neue Marke zu lancieren. Eine Kleinigkeit für einen Großkonzern. Könnte man meinen. Es ging alles schief. Wirklich alles. Einige Auszüge aus dem großen Buch des verketteten Kollektiv-Versagens: Die Leitung der eigens gegründeten „Special Products Division“ wurde einem Manager anvertraut, der sich vehement gegen diese Neugründung ausgesprochen hatte. Die Mitarbeiter wurden nach Verfügbarkeit, nicht nach Qualifikation herangezogen. Das angeblich völlig neue Auto bestand aus bekannten Serienteilen. Die Produktion wurde praktischerweise auf sechs Fabriken verteilt. Ein eigenes Händlernetz musste für die neue Marke aus dem Boden gestampft werden. Handeln Unverdrossen machte sich Designer Roy Brown an die Arbeit. Er war Idealist. Er witterte die Chance. Er kam gut voran. Er schuf ein sensationell hässliches Auto. Die Spannung ist am Höhepunkt. Der zweite Teil dieser unglaublich packenden Rise-and-Fall-Story wird sich unter anderem mit einer Dichterin, einer "elastischen Kugel" und einer veritablen Familientragödie auseinandersetzen. Klicken Sie auch nächstes mal wieder rein, wenn es heißt: Lektionen in Demut, Teil III, Folge 2.