Wien - Sie hüpfen und hopsen am Rande des Spielfelds, drehen bunte Wedel und geizen nicht mit der Ausstellung ihrer Reize: Cheerleader, jene sehr amerikanische Möglichkeit, die Publikumsmoral zu heben, gelten als Sport-Groupies. In einschlägigen Teenagerkomödien ist deren Rolle zumeist für das Klischee der hübschen Dummchen reserviert, die ihre Show an die begehrten Männer auf dem Rasen richten.

Anders Megan (Natasha Lyonne), die Protagonistin von Jamie Babbits But I'm a Cheerleader/ Weil ich ein Mädchen bin: Sie knutscht bereits während des Filmvorspanns mit einem Football-Spieler, aber eher lustlos, die Augen geöffnet, den Blick auf die Körper ihrer Cheerleader-Kolleginnen gerichtet. Wären nicht das Melissa-Etheridge-Poster in ihrem Zimmer und ihre vegetarischen Vorlieben, würde sie wohl weiter den Weg jedes Teenagers gehen.

So aber haben Megans reaktionäre Eltern (der Inbegriff der Prüderie: John-Waters-Darstellerin Mink Stole und Bud Cort) genügend Indizien, um eines Tages über ihre latenten lesbischen Neigungen Gericht zu halten. "True Directions", eine Umerziehungsanstalt für sexuell "verwirrte" Jugendliche, verspricht jedoch Heilung - und Abschluss mit Ehezertifikat.

Im künstlich entrückten Ambiente dieser Anstalt drückt sich der Wille zur Heterosexualität selbst farblich eindeutig aus: Buben, ganz in Blau, müssen beim Holzhacken Haltung bewahren, während die Mädchen, natürlich in Rosa, auf häusliche Aufgaben konditioniert werden. Doch wo die Disziplin streng ist, da wächst auch Widerstand, sodass Megan das geforderte Outing zwar durchsteht, nur jedoch, um zu entdecken, dass es womöglich seine Richtigkeit damit hat.

Die Sorgfalt, die But I'm a Cheerleader, in der kitschigen, an Pop-Art wie Barbie-Welt angelehnten Ausstattung beweist, fehlt zwar bei der teils stereotypen Zeichnung der "Schwächen" von Megans Mitinsassen. Aber Babbit verleiht ihrer Farce, die den falschen Glauben, Homosexualität sei therapierbar, mit Witz attackiert, Konturen, indem sie auch ernsthafte Momente zulässt: Das Verhältnis Megans zu ihrer ersten Freundin Graham (Clea DuVall) zeigt sie etwa als zaghaftes Spiel, mit mehr Gesten als Worten, das durch äußere familiäre Zwänge tatsächlich bedroht ist.

Im Vordergrund bleibt dennoch das komödiantische Prinzip, das vor allem höhnisch auf eine Pädagogik der Verbote zielt, die bei bekennenden Homosexuellen versagt und bei der vermeintlich Heterosexuellen das sublime Begehren erst richtig hervorholt. Am Ende weiß Megan sogar, dass es sich mit ihren ersten Lieben durchaus vereinen lässt: Nur, dass ihr Cheerleader-Tanz samt neuem Werbespruch dann der Ausdruck eines gewandelten Rollenbilds ist. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18. 6. 2001)