München - Der deutsche Energiekonzern E.ON will die Zusammenarbeit mit CEZ, dem Betreiber des umstrittenen tschechischen Atomkraftwerks Temelín beenden. Insider meinen, dass die Deutschen damit auch Pläne zu den Akten gelegt haben, im Rahmen der Privatisierung bei der CEZ einzusteigen. Offiziell sucht E.ON derzeit nur nach einem Weg, den bestehenden Stromliefervertrag kurzfristig zu beenden. E.ON nimmt von den Tschechen derzeit jährlich drei Mrd. Kilowattstunden ab, dies entspricht 1,5 Prozent des Stromabsatzes. Der deutsche Umweltminister Jürgen Trittin ist zufrieden und verweist gegenüber dem Standard auf die Folgewirkung für Temelín: "Der Protest zeigt Wirkung. Es bestätigt sich, dass ein ökologisch fragwürdiges Projekt ökonomisch nicht sinnvoll ist und sich nicht rechnet." Der Bedarf sei nicht so groß, dass Deutschland auf Atomstromimporte angewiesen sei. Er habe Tschechiens Außenminister Jan Kavan darauf hingewiesen, dass die während des Probebetriebs aufgetretenen gravierenden Probleme Zweifel an der Sicherheit von Temelín bestätigten. Termin verschoben Am Donnerstag teilte die CEZ mit, dass die ursprünglich für Juni 2001 anberaumte Privatisierung des tschechischen Energiekonzerns CEZ nicht mehr heuer über die Bühne gehen wird. Der endgültige Verkauf des CEZ- Staatsanteils soll nun im März 2002 unterzeichnet werden. Offizieller Grund für die Verschiebung: Schwierigkeiten bei der Suche nach Beratern. Der strategische Partner soll nach den Wünschen der CEZ über spezielle Erfahrungen mit dem Betrieb von Atomkraftwerken verfügen. Neben E.ON galten die französische Electricité de France (EdF) sowie die britische International Power als Favoriten. (red, DER STANDARD, Printausgabe 1.6.2001)