Wien - Die Einführung des Euro habe einen sichtbaren Wandel auf den europäischen Finanzmärkten mit sich gebracht, sowohl quantitativ als auch qualitativ. Das sagte der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), Klaus Liebscher, bei der von der OeNB veranstalteten Volkswirtschaftlichen Tagung am Donnerstag in Wien, an der unter anderem der Präsident der Europäischen Zentralbank, Wim Duisenberg, der Gouverneur der Bank of England, Sir Edward George und Bundesbank-Präsident Ernst Welteke teilnahmen. Liebscher unterstrich in seinen Ausführungen zum Thema "Der Einheitliche Finanzmarkt - Eine Zwischenbilanz nach zwei Jahren WWU" die bedeutende Rolle der Währungsunion als Katalysator für die Entwicklung eines europäischen Finanzsystems. Während die direkten Auswirkungen - wie der Wegfall von Währungsrisiken, erhöhte Preistransparenz auf Kapitalmärkten oder die Vereinheitlichung der Refinanzierungsbedingungen für das Bankensystem - unmittelbar sichtbar seien, zeigten sich die indirekten Auswirkungen im Strukturwandel des europäischen Finanzsystems. Anzeichen dafür Anzeichen dafür seien bereits sichtbar: Der Markt für Unternehmensanleihen habe in Anzahl und Volumen deutlich zugenommen. Der Anleihenmarkt könne mittlerweile größere Emissionsvolumina aufnehmen als nationale Anleihenmärkte vor der Euro-Einführung. Auch für Aktienemissionen sei der Euroraum zunehmend attraktiv. Der erwartete tief greifende Strukturwandel in der europäischen Vermögensverwaltungsindustrie werde die Bedeutung eines gesamteuropäischen Aktienmarktes in Zukunft noch verstärken. Liebscher hob die positiven Auswirkungen der Währungsunion auf die Entwicklung des europäischen Finanzsystems hervor: Der Euro habe den Strukturwandel auf den Kapitalmärkten, im Bankensystem sowie in der Finanzmarktaufsicht beschleunigt und vielfach erst ermöglicht. Das belegten auch die Entwicklungen am Geldmarkt und die rasche Entwicklung eines europäischen Marktes für Zinsderivative. Der Euro habe sich hinter dem US-Dollar zur wichtigsten Reservewährung weltweit entwickelt: 30 Prozent aller Währungsreserven seien in der europäischen Einheitswährung angelegt. Der Euro fungiere in mehr als 50 Ländern als Ankerwährung. (APA)