Wien - Werner Böhm, Chef des Softwaredienstleisters YLine, ist optimistisch: Er will in den Mittleren Osten expandieren und dafür in Kairo und/ oder Dubai zehn bis 15 Millionen Euro (bis zu 206 Millionen Schilling) investieren. Und er will die "von Analysten erwartete" Umsatzprognose von 75 bis 80 Mio. Euro in diesem Jahr erreichen, im zweiten Quartal den Betriebserfolg (Ebit) ins Plus drehen und im dritten Quartal einen positiven Cashflow erzielen. Das Rezept dazu: Die Firma werde sich in Zukunft auf die Vermietung von Software übers Internet (ASP) konzentrieren und vom ursprünglich eingeschlagenen Ziel des umfassenden Fullservice-Anbieters abgehen. Bei der Hauptversammlung am Dienstag strahlte der YLine-Chef vor Zuversicht. Und die Aktionäre konnten schon am Morgen in einer achtseitigen Anzeigenbeilage im Wirtschaftsblatt von der "Erfolgsstory YLine" lesen. Nur der Erfolg blieb der Firma im Vorjahr nicht beschieden, belegt der Geschäftsbericht. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) lag mit minus 6,2 Mio. Euro um 700.000 EURO niedriger als ein Jahr zuvor. Der Verlust vor Steuern verdoppelte sich nahezu auf 14,8 Mio. Euro. "Erheblicher Abschreibungsbedarf Böhm räumte einen "erheblichen Abschreibungsbedarf" ein. Man habe "diverse Beteiligungen" wertberichtigen und den Bereich Internetprovider stilllegen müssen. Er bezifferte die Stilllegungskosten mit 12,8 Mio. Euro, den Abschreibungsbedarf bei den Beteiligungen mit neun Mio. EURO. 50 Mio. Euro hat Böhm in den nächsten 18 Monaten zur Verfügung, die ihm ein Deal mit dem US-Fonds Navigator bescherte. Allerdings genehmigte die Hauptversammlung am Dienstag eine Kapitalerhöhung von rund 31 Mio. Euro. Derzeit liegt das Eigenkapital laut Geschäftsbericht bei 62 Mio. Euro. Was bei der Rechtslage bedeutet: Böhm könnte derzeit doch nicht auf die gesamten 50 Mio. Euro aus den USA zurückgreifen, sagen Experten. Denn das genehmigte Kapital dürfe nicht höher als das Grundkapital sein. In jedem Fall zitiert YLine in seinem Geschäftsbericht auf eher unübliche Weise das Research-Institut Lehmann Brothers, das die YLine-Aktie als "attraktives Investment" bezeichnet. Im März des Vorjahres lag die Aktie noch bei 280 Euro, im Soge der internationalen Börsenrutsche lag sie zuletzt bei 18 Euro. (este, DER STANDARD, Printausgabe 30.5.2001)