Banbridge - Vorsicht steht David Trimble ins Gesicht geschrieben. Zwischen Dudelsackspielern marschiert er bei einer der zahlreichen Protestantenparaden in der Provinz durch die Straßen des nordirischen Ortes Banbridge, hält Ausschau nach zustimmenden Gesichtern - und ist zugleich auf der Hut vor möglichen Angriffen aufgebrachter Katholiken und enttäuschter Protestanten. Für den Friedensnobelpreisträger und die nach langem Ringen eingesetzte nordirische Regierung steht bei den britischen Parlamentswahlen am 7. Juni einiges auf dem Spiel. "Er hat ganz schön Mut, sich hier zu zeigen", meint Norman Dean, lange Zeit überzeugter Wähler von Trimbles protestantischen Ulster Unionists (UUP). Jetzt hat er sich von Trimble abgewendet: "Nachdem er uns so verkauft hat, wird er meine Stimme nie wieder kriegen." Die Beteiligung irisch-republikanischer Parteien - vor allem die der Untergrundorganisation IRA nahe stehende Sinn Fein - an der Regierung Trimbles ist für Dean nicht diskutabel. Tag der Wahrheit Bei der Wahl Anfang Juni zeigt sich für Trimble, welche Unterstützung sein Friedenskurs in der Bevölkerung hat, ob die Wähler seine moderate UUP unterstützen oder die Hardliner der Democratic Unionists (DUP). 18 Sitze für das Unterhaus in London und hunderte Mandate auf lokaler Ebene stehen zur Abstimmung. Ein schlechtes Resultat könnte den Ersten Minister zum Abdanken zwingen, einen weniger kompromissbereiten Kandidaten an die Spitze der Partei katapultieren und möglicherweise zum Zusammenbruch der nordirischen Regierung führen, die nach dem Karfreitagsabkommen 1998 ins Amt kam. Wie um die Gefahr zu unterstreichen, hat Trimble bereits mit seinem Rücktritt gedroht, wenn die IRA nicht spätestens bis Juli mit ihrer Entwaffnung beginnt. Laut ersten Umfragen liegt Trimble zwar in der Gunst der Bevölkerung vorn. 24 Prozent der Befragten stellten sich hinter die UUP, nur 14 hinter die DUP. Dennoch gibt sich DUP-Spitzenkandidat David Simpson siegessicher. Er werde Trimble schlagen, verkündet er den Wählern. "Dies ist nicht mehr seine Heimat", meint er. "Die Leute hassen ihn. Er teilt die Regierung mit genau den Terroristen, die unsere Stadt haben hochgehen lassen." Verlust befürchtet Trimbles UUP könnte Prognosen zufolge rund die Hälfte ihrer neun Sitze in London an die Democratic Unionists verlieren. Wenig wahrscheinlich ist es, dass er Stimmen an die beiden großen Parteien der katholischen Seite, die Social Democratic and Labour Party (SDLP) und die Sinn Fein, abgeben muss. Die SDLP kommt in der jüngsten Umfrage auf ebenfalls 24 Prozent, die Sinn Fein auf 17. "Wir werden schon ganz gut abschneiden", gibt Trimble sich bescheiden zuversichtlich. "Einen Zusammenbruch werden wir nicht erleiden." Neben dem Vorsprung vor der DUP bringt die Umfrage des "Belfast Telegraph" Trimble auch noch eine weitere gute Nachricht: 61 Prozent der Befragten sprachen sich für das Karfreitagsabkommen aus, 14 Prozent mehr als noch vor sieben Monaten. Aus einem Gemüseladen in Banbridge tritt ein Mann auf Trimble zu, legt ihm die Hand auf die Schulter. "Mr Trimble, Sie sind ein toller Mann." Er deutet auf seine beiden Kinder. "Sie werden eine gute Zukunft haben, wenn Mr. Trimble an der Macht bleibt." (APA/AP)