Im Kampf um die Macht in der Formel 1 hat Bernie Ecclestone den unzufriedenen Automobil- Herstellern ein Friedensangebot unterbreitet. "Setzen wir uns an einen Tisch. Sie bekommen die Garantien, die sie wollen, auch wenn sie nur eine Aktie kaufen", sagte der Brite der am Mittwoch erscheinenden Fachzeitschrift "auto, motor und sport" (ams). Der 70-Jährige gibt der Gegenserie, die spätestens im Jahr 2008 starten soll, allerdings auch ohne Dialog keine Chance: "Die meisten Teams und Fahrer werden lieber in einer Meisterschaft fahren, die schon Fangio, Senna oder Schumacher gewonnen haben." "Die Formel 1 wäre Olympia, die Herstellerserie irgendein Leichtathletikfest", glaubt Ecclestone. Der einstige Herrscher der "Königsklasse" räumte aber auch ein: "Ich verstehe die Sorgen der Hersteller. Sie investieren sehr viel Geld. Aber die Sorgen sind unbegründet." Vor knapp zwei Wochen hatte die Hersteller-Vereinigung ACEA, in der neben DaimlerChrysler (McLaren-Mercedes) auch Fiat (Ferrari), Renault (Benetton-Renault), BMW (Williams-BMW) und Ford (Jaguar) vertreten sind, die neue Formel-Gesellschaft Newco gegründet, um die seit einigen Wochen propagierte Gegenserie schnell vorzubereiten. "Was sie jetzt machen, ist ein Schuss aus der Hüfte. Sie sind dabei, dieses Schaufenster für ihre Marke und ihre Produkte zu zerstören. Zwei Rennserien würden sich gegenseitig schaden. Beide jagen den gleichen Dollars, Sponsoren und TV-Verträgen hinterher", kritisierte Ecclestone. Der Formel-1-Chef wunderte sich, dass die Hersteller die eigene Serie ohne Dialog "ausgepackt" haben. Mitte April hatte der Automobil-Weltverband FIA die Vermarktungsrechte in einem 100-Jahre-Vertrag für umgerechnet über 4,2 Mrd. S (307 Mill. Euro) an die mehrheitlich von der Kirch-Gruppe beherrschte Holding SLEC, die ursprünglich Ecclestone gehörte, abgegeben. Die Hersteller fürchten, dass die Formel 1 im Bezahl-Fernsehen verschwindet und drohen mit der Gegenserie. "Man hat das Thema Free-TV/live in den Vordergrund gestellt, weil es für jeden nachvollziehbar ist. Aber es gibt natürlich mehrere Gründe", erklärte Jürgen Hubbert, das bei DaimlerChrysler für die Formel 1 zuständige Vorstandsmitglied, kürzlich beim Großen Preis von Monaco. Für Ecclestone ist die Angst der Hersteller vor der Kirch-Gruppe, die 75 Prozent an SLEC besitzt, jedoch völlig unbegründet: "Kirch wird die Formel 1 im gebührenfreien Fernsehen laufen lassen. Da zwingt ihn schon die EU-Kommission dazu." Den Autofirmen gehe es auch um einen höheren Anteil aus den TV-Einnahmen. "Dann müssen sie das Concorde-Abkommen anfechten. Darin ist geregelt, wie viel Geld an die Teams ausgeschüttet wird." (APA)