Frankfurt/Main - Schon früh fand der britische Oppositionsführer William Hague Geschmack an der großen Politik. Es begann mit der Verehrung für die spätere langjährige Premierministerin Margaret Thatcher. In einer Zeit, in der sich andere Popstars und Filmsternchen übers Bett hängten, hing beim 13 Jahre alten William ein Bild der Eisernen Lady im Zimmer. Mit 15, als er den Konservativen beitrat, soll er schon die Parteitagsprotokolle der Tories abonniert und die Namen aller Unterhausabgeordneten gekannt haben. Nur ein Jahr später legte er dann den Grundstein seiner Karriere: Der Jungpolitiker hielt eine flammende Rede auf einem Parteitag der Tories und machte damit Thatcher auf sich aufmerksam. Die Unterstützung der Eisernen Lady sollte sich auszahlen. Vom Schülerpolitiker stieg Hague mit Thatchers Hilfe zum Vorsitzenden der Konservativen auf. Diese, so sicherte er nach seiner Wahl zum Parteichef 1997 zu, werde er "zur Macht zurückführen". Davon trennen ihn nach Umfragen vor der Wahl am 7. Juni allerdings rund zwei Dutzend Prozentpunkte. Tony Blair mit seiner Labour Party liegt demnach unangetastet in Führung. Die Entschlossenheit Hagues kann dies jedoch nicht bremsen. Hague, am 26. März 1961 in Rotherham in Yorkshire geboren, wuchs als jüngstes von vier Kindern eines Limonadefabrikbesitzers auf. Er besuchte eine Gesamtschule, studierte dann am Magdalen College in Oxford Philosophie, Politik und Volkswirtschaft und absolvierte ein Aufbaustudium an der französischen Wirtschaftshochschule INSEAD. Bevor er Ende der 80er Jahre den Sprung ins Parlament schaffte, arbeitete er bei Shell und für den Unternehmensberater McKinsey. Gerade 27 war Hague, als er ins Unterhaus einzog - der jüngste britische Abgeordnete des Jahrhunderts. 1990 wurde er zum Parlamentarischen Staatssekretär, kurz darauf zum Schatzkanzler. 1995, mit 34 Jahren, wurde er zum Minister für Wales ernannt und war damit einer der jüngsten Kabinettsminister der britischen Geschichte. Den nächsten Rekord setzte Hague, als er vor vier Jahren nach langen parteiinternen Querelen zum Chef der Konservativen gewählt wurde. Jünger als Hague war zum Zeitpunkt seiner Wahl zuletzt Parteichef William Pitt im 18. Jahrhundert. Nicht umsonst soll Thatcher schon damals bei dem politisch engagierten Schüler Hague von einem "neuen Pitt" geschwärmt haben. Pitt jedoch war 1783 im Alter von 24 Jahren schon Premierminister. Hätte Hague dies schaffen wollen, dann hätte er Margaret Thatcher stürzen müssen. Das wiederum hätte dieser sicherlich nicht behagt. Wenig Behagen dürfte es dem seit 1997 verheirateten Hague bereiten, dass er in der Öffentlichkeit immer wieder als nicht ernst zu nehmend abgestempelt wird. In Cartoons und Karikaturen wird er gern als feister Glatzkopf mit unbeholfenen politischen Aktionen dargestellt, seine Stimme wird als quäkend beschrieben. In einer jüngeren Umfrage erklärten ihn sogar rund die Hälfte der Befragten zur "nationalen Witzfigur". (APA/AP)