Sanaa/Berlin - Im Jemen ist erneut ein Deutscher entführt worden. Der Student sei am Samstagnachmittag nahe der Stadt Maareb, rund 170 Kilometer östlich von Sanaa, von bewaffneten Mitgliedern des Dschahm-Stammes gekidnappt worden, teilten jemenitische Sicherheitskräfte am Montag in der Hauptstadt mit. In einem Interview mit dem englischsprachigen Magazin "Yemen Times" , dessen Reporter zu dem Entführten gelassen wurden, betonte der 25-Jährige, er werde "sehr gut" behandelt. Auf ihrer Website veröffentlichte die "Yemen Times" ein Foto des jungen Mannes sowie zwei Briefe, die er an seine Eltern und die deutsche Botschaft in Sanaa verfasst hatte. Nach Angaben der Zeitung wollen die Kidnapper die Freilassung von sechs Stammesmitgliedern erreichen, die wegen Entführung eines ranghohen Richters im Gefängnis sitzen. Eltern sollen nicht informiert werden In dem Interview sagte der junge Deutsche, er sei bereits am Samstagnachmittag auf offener Straße in Sanaa von fünf bewaffneten Männern überfallen und in ein Auto gezogen worden. Anschließend seien sie "extrem schnell" auf unebenen Pisten in eine abgelegene Gegend gefahren. An seine Freunde gerichtet, versicherte der junge Mann, der aus Baden-Württemberg stammt, er werde sehr bald wieder freikommen. In einem Fax an die Botschaft bat er die Mitarbeiter, seine Freunde in Saana sowie die Schule zu informieren, an der er Englisch unterrichtet. Seine Eltern sollten jedoch nicht alarmiert werden. An diese schrieb der Student ein zweites Fax, wonach er mit einem Freund unterwegs und schlecht zu erreichen sei. Laut "Yemen Times" ist der Entführte seit fünf Monaten an einer Sprachschule in Sanaa tätig und lernt zugleich Arabisch. Aus dem Dschahm-Stamm hieß es, die Entführer hätten ihre Geisel in eine Gebirgsregion dreißig Kilometer nordwestlich von Maareb verschleppt. In Jemen wurden seit 1993 mehr als 200 Ausländer entführt. Die meisten Entführungen endeten glimpflich. Jemenitische Stämme nehmen immer wieder westliche Reisende als Geisel, um ihre Forderungen gegenüber der Regierung durchzusetzen. Eine Gesetzesänderung, nach der Geiselnehmern die Todesstrafe droht, brachte keine wesentliche Änderung. (APA/AP)