Und Nick Hallam: "Stell dir einmal Public Enemy ohne ihren Rapper Chuck D. vor. Oder Marvin Gayes Musik ohne seine Stimme. Vergiss es! Zu singen bedeutet sich zu öffnen, den Mut zu haben, sich nackt zu zeigen." Und noch einmal Rob B.: "Musik ohne Gesang ist wie ein Körper ohne Hirn. Eigentlich traurig."
Die beiden Herren, die sich hier so ereifern, sind keine alten Grantler, sie wissen es nur zufällig besser. Es sind Robert Birch alias Rob B. und Nick Hallam und der Welt als Stereo MC's bekannt. Eine britische Formation, die als Wegbereiter dessen gilt, was in den 90er-Jahren als Club-Musik mit Affinität zum Sammelbegriff TripHop explodierte und die mit Connected 1992 einen Welthit landete.
Nach der gleichnamigen Tour wurde es 1994 still um die Stereo MC's. Hallam: "Wir waren ausgebrannt. Wir hatten in kurzer Zeit drei Alben produziert und befanden uns auf Dauertournee. Eine Pause war notwendig."
Diese dauerte fast neun Jahre, in denen es Gerüchte gab, die Stereo MC's würden am "Kraftwerk-Syndrom" leiden. Daran, dass sie mit veraltetem Equipment nicht mehr auf der Höhe der Zeit produzieren könnten. Dennoch entstanden immer wieder Remixe wie für die Jungle Brothers, Tricky oder auch Madonna, die diese Stimmen egalisierten.
Kein Dosen-Funk
Wie verhält es sich heute mit dem Begriff Funk? Glauben sie noch immer an seine befreiende Kraft? Sind sie immer noch "Believers"? Rob B.: "Oh ja! Aber es handelt sich dabei nicht um einen Funk, der aus der Dose oder von einer Software kommt. Funk ist ein sehr persönliches Gefühl, das zu einem guten Groove entsteht, das dich bewegt."
Hallam: "Das ist es auch, was wir in unseren Produktionen versuchen hervorzubringen. Dabei haben wir eigentlich keine Ahnung, wie Funk genau geht. Es gibt kein Rezept dafür. Aber wenn der Funk erscheint, erkennen wir ihn."
Das neue Album heißt Deep Down And Dirty und trägt deutlich die Handschrift früherer Stereo MC's-Arbeiten. Darf der Titel als Programm verstanden werden? Rob B.: "Auf alle Fälle. Es beschreibt unseren State of Mind."
Hallam: "Deep Down And Dirty war der erste Track, den wir für das Album fertig stellten. Er wies die Richtung und kann tatsächlich als eine Art Standpunktbeschreibung von uns gelesen werden. Wir saßen ja immer schon zwischen den Stühlen. Wir produzieren Songs, die wie Tracks funktionieren, wurden als HipHop genauso bezeichnet wie als Dancefloor. Tatsächlich verhandeln wir Musik, die ansonsten von Leuten wie Britney Spears bis hin zu Depth Charge vertreten wird. Ein weites Feld also."