Wien - Es passt ins "liberale" Zeitgeistige, dass die Arbeitgeber (= Vereinspräsidenten und -manager) mit den Arbeitnehmern (= Fußballern) immer weniger reden und immer mehr verfügen. Eine Neuregelung der Arbeitsbewilligung von Fußballern aus Nicht-EU-Ländern sieht statt fünf nun acht Plätze pro Verein vor. Außer Belgien und Holland (unbegrenzt) und Deutschland (unbegrenzt bis auf drei Nichteuropäer) wäre Österreich das freizügigste Land, alle anderen Märkte wie Italien (5), Dänemark (3), Portugal (4), Norwegen (2), Frankreich (3), England (2) und Schweden (3) sind weniger großzügig. EU-Ausländer sind ja seit dem so genannten "Bosman-Urteil" im EU-Raum den Inländern gleichgestellt.

Spielervertreter und Rapid-Kapitän Peter Schöttel: "Das ist der falsche Weg für den österreichischen Fußball, das ist verantwortungslos. Jedes Land schützt seinen Nachwuchs, nur wir liberalisieren." Die Vereinigung der Fußballer (VdF) will eine Regelung eingeführt wissen, derzufolge auf dem Bundesliga-Spielbericht neben neun Ausländern neun fürs Nationalteam selektionierbare Kicker aufscheinen. Um Zustände wie in Cottbus (oder bei Chelsea) zu vermeiden, wo kein Deutscher (Engländer) mehr ballesternd herumlief.

Die erweiterte Freizügigkeit (plus 60 Prozent würde sich wohl auch die IT-Branche wünschen!) kam auf Bestreben von Sturm Graz und Rapid zustande, Arbeitsminister Martin Bartenstein (= Unternehmer) erließ einen entsprechenden Erlass, den übrigens Sportministerin Susanne Riess-Passer laut VdF-Geschäftsführer Rudolf Novotny für widersinnig hält. Novotny: "Aus dem Arbeitsministerium hört man, der Erlass hält nicht." VdF-Mitarbeiter Gernot Zirngast: "Wir sind von der Bundesliga überfahren worden und wollen jetzt eine Diskussion. Was wird aus unserem Fußball? Ein Zirkus? Dann soll sie's sagen." (josko)

(DER STANDARD, PRINTAUSGABE 29.5. 2001)