Kabul - Die Vereinten Nationen und das in Afghanistan herrschende radikal-islamische Taliban-Regime haben am Sonntag mit Gesprächen zur Beilegung ihrer zahlreichen Streitpunkte begonnen. Dabei geht es in erster Linie um die Versorgung der Bevölkerung mit Hilfsgütern und die Arbeitsbedingungen der internationalen Hilfsorganisationen in dem vom Bürgerkrieg verwüsteten Land. Der UNO-Koordinator für Afghanistan, Erick de Mul, sagte, für Aussagen über den Stand der Gespräche, die am Montag fortgesetzt werden, sei es noch zu früh. Der Taliban-Außenminister, Wakil Ahmed Muttawakil, sagte, die UNO wolle mehr weibliches Personal für die Hilfseinrichtungen einstellen. Die Taliban verlangten größeres Mitspracherecht bei der Verteilung der UNO-Hilfsgüter. In diesem Zusammenhang ist laut Beobachtern auch die bisherige Weigerung der Taliban zu sehen, der UNO die Erstellung einer neuen Bedürftigenkartei zu erlauben. Am Samstag drohten die Vereinten Nationen deshalb mit einer eingeschränkten Lebensmittelausgabe, wenn die Erstellung einer neuen Kartei weiter behindert werde. So könnten die meisten der 157 Bäckereien in Kabul ab 15. Juni geschlossen werden, wo Brot zu subventionierten Niedrigpreisen an Bedürftige abgegeben wird, so der Leiter des UNO-Lebensmittelprogramms für Afghanistan, Gerard van Dijk. Von der Maßnahme wären etwa 282.000 Menschen betroffen. Viele von Afghanistans 21 Millionen Einwohnern sind auf die ausländische Unterstützung für ihr Überleben angewiesen. Die bestehende Kartei sei vor fünf Jahren erstellt worden und entspreche nicht mehr dem aktuellen Stand. Viele Kabuler haben nach Angaben van Dijks ihre Berechtigungskarten verkauft oder vermietet, anderen wurden sie mit Gewalt abgenommen. Die Karte berechtigt ihren Inhaber zum Kauf von fünf Laib Brot pro Tag für einen Preis von umgerechnet rund 15 Groschen. Der übliche Preis in Afghanistan beträgt etwa das Achtfache. Andere Streitpunkte sind die Inhaftierung von UNO-Mitarbeitern wegen so genanntem "unmoralischem Verhalten". Die für ihre extreme Auslegung des Islams bekannten Taliban werfen den Vereinten Nationen vor, die Abmachungen besonders hinsichtlich der strikten Trennung von Frauen und Männern am Arbeitsplatz nicht einzuhalten. (APA/AP)