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Wien - Theoretisch sind die Probleme der modernen Energieversorgung längst gelöst. Energie aus Wasserstoff heißt die Zauberformel. Denn Was-serstoff ist praktisch unbeschränkt vorhanden. Aus ihm kann man mit Brennstoffzellen weitgehend schadstoffrei Energie erzeugen. Nur: In der Praxis spießt es sich noch. Vor allem, was den Einsatz der Technologie in der Fahrzeugtechnik angeht. Wasserstoff lässt sich nur aufwendig speichern. Die Tankstellennetze müssten umgerüstet werden, auch in den Autos ist die Speicherfrage noch nicht gelöst. Fast alle großen Autohersteller arbeiten an Wasserstoff-Autos oder entsprechenden Hybrid-Antrieben. Spezialfirmen arbeiten an neuen Lösungsmöglichkeiten für die Speichertechnik oder die PEM (Proton-Exchange-Membrane), das Kernstück der neuen Technologie. Volkswagen (VW) und General Motors (GM) wollen nicht reinen Wasserstoff tanken, sondern aus herkömmlichen Treibstoffen wie Benzin oder Methanol im Auto den Wasserstoff gewinnen. VW-Chef Ferdinand Piech: "Brennstoffzelle ja, aber kein Wasserstoff im Fahrzeug." Der Durchbruch bei der mobilen Anwendung dürfte erst in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts gelingen. Vorsichtige Bewertung Denn welche der Alternativen zum Beispiel in der Treibstoffversorgung sich durchsetzen wird, ist ziemlich offen. Ein Grund, warum die Aktien der neuen Energiewerte, gemessen an den Zukunftschancen, wieder vorsichtiger bewertet werden. Der andere: Der Zusammenbruch der Technologie-Hausse, die im Vorjahr die Kurse der Wasserstoffaktien entzündete. Helfen könnte jetzt die neue Machtverteilung im US-Senat, die Umweltfragen wieder mehr in den Vordergrund bringt. Entsprechend positiv reagierte die Börse. Als Marktleader bei der neuen Technologie gilt die kanadische Firma Ballard Power, die mit diversen Autoherstellern bereits Joint Ventures eingegangen ist. Zwar schreibt Ballard vermutlich auch 2002 noch rote Zahlen, aber die Gewinnzone kommt langsam in Sicht. Der Kurs der Aktie kletterte im Vorjahr bis auf 120 US-Dollar und stürzte in der Baisse auf 32 Dollar. Rundherum gibt es aber eine Fülle von Firmen, die an Brennstoffzellen oder Teilen für verschiedenste Verwendungen arbeiten. Für den Anleger gibt es mehrere Möglichkeiten, in die neue Technologie zu investieren. Die riskanteste ist die Direktinvestition in die Pure Plays, also in einzelne Aktien wie Ballard Power (BLDP), Plug Power oder IMPCO. Alle diese Firmen stecken noch tief in der Verlustzone. Wer tatsächlich in einigen Jahren das große Geld damit macht, lässt sich nicht sagen. Weniger Risiken, aber auch Chancen bieten etablierte Betriebe mit Teilinteressen in der Wasserstofftechnologie, wie der US-Konzern United Technologies mit der Tochterfirma International Fuel Cells, Zulieferer wie die britische Johnson Matthey oder die österreichische BWT. Oder Gaslieferanten wie Linde und Air Liquide. Einen ganzen Korb voll Chancenfirmen bieten die Fuel-Cell-Baskets von UBS Warburg, die an der Börse notieren und jeweils Spezialfirmen mit unterschiedlicher Gewichtung umfassen. Wer andere alternative Energieformen ebenfalls berücksichtigen will, ist mit Spezialfonds wie etwa dem Activest Lux Eco-Tech, dem CB New-Power-Fund, dem Invesco Umwelttechnologie-fonds oder dem DWS New Energies Basket gut bedient. (Nikolaus Dolens, DER STANDARD, Printausgabe 28.5.2001)