Wien - Der Überlebenskampf der angeschlagenen Medienhandelskette Libro geht in die nächste Runde. Noch im Laufe dieser Woche soll in einem weiteren Gespräch mit den Gläubigerbanken der genaue Liquiditätsbedarf abgeklärt werden. Zuletzt war von einem kurzfristigen Kapitalbedarf von 300 Mill. S (21,8 Mill. Euro) die Rede. Die notwendige Finanzspritze müsste nach Meinung der Banken von den Eigentümern, vor allem von den Finanzierungsgesellschaften UIAG und der Deutschen Beteiligungs AG (DBAG) kommen, dann könne man, so heißt es dem Vernehmen nach von einem Schuldennachlass reden. Die Zeit drängt, denn Lücken im Libro- und Amadeus-Sortiment lassen die Umsätze bereits schrumpfen. Im Unternehmen geht man allerdings davon aus, dass nur ein neuer Investor Kapital zuschießen werde. Die Alteigentümer seien, so Insider, nicht dazu bereit. Auszahlung der Gehälter Die Bankverbindlichkeiten werden laut Roland Berger-Gutachten mit 2,3 Mrd. S angegeben. Größter Gläubiger mit einem Kreditvolumen von rund 700 Mill. S ist die Bank Austria/CA, gefolgt von der Oberbank mit 420 Mill. S, der Deutschen Bank und der Erste Bank mit jeweils 290 Mill. S, der Raiffeisen Wien/NÖ und der PSK mit jeweils 200 Mill. S, der RZB mit 120 Mill. S und der Bank f. Kärnten und Steiermark mit 80 Mill. S. Spätestens morgen muss mit der Auszahlung der Mai-Gehälter von insgesamt rund 33 Mill. S begonnen werden sagte Betriebsrat Werner Kratochwil. Er gehe derzeit noch davon aus, dass das Geld pünktlich am Konto der rund 3.100 Mitarbeiter eintreffen werde. Trotzdem will er sich am Montag in einem Gespräch mit der Libro-Geschäftführung die pünktlichen Gehaltsauszahlungen bestätigen lassen. In den nächsten Tagen sollen in den größeren Libro-Filialen Betriebsversammlungen abgehalten werden. Die notwendige Sanierung werde sicher ein Kraftakt werden. Sorgen bereiten der Belegschaft die bereits vermehrt auftretenden Lücken im Sortiment. Aktuelle Ware kann in vielen Fällen nicht mehr nachgeordert werden. Insider schätzen, dass die Umsätze daher bereits um 20 Prozent unter dem Plan liegen. Finanzchef geht Der erst vor wenigen Wochen als neuer Finanzchef zu Libro geholte Werner Steinbauer wird das Unternehmen verlassen, berichtet die "Kronen Zeitung" (Dienstagausgabe). Ein Nachfolger soll schon parat stehen. Libro-Vorstandschef Andre Rettberg bleibe vorerst. (APA)