Linz - Würde schon jetzt (und nicht erst, wie vorgesehen, in knapp zweieinhalb Jahren) gewählt, würde sich das politische Bild nur in einem Punkt verändern: Die Grünen würden stärker, die Freiheitlichen schwächer. Und zwar möglicherweise so schwach, dass eine neue Koalition in schwarz-blau nicht mehr ausginge. Die Regierungsparteien liegen derzeit mit 27 Prozent (ÖVP) und 23 Prozent (FPÖ) gerade an der Mehrheit (die sich in Mandaten allerdings ausgehen könnte) - in den letzten Wochen hatten sie diese sogar mehrfach knapp verfehlt. Das geht aus den wöchentlichen Hochrechnungen der Sonntagsfrage hervor, die das Linzer market-Institut für den Standard durchführt. Demnach hatte die ÖVP ihre besten Umfragewerte dieses Jahres im Februar (32 Prozent) und ist derzeit auf einem Tiefstand - 27 Prozent für die Kanzlerpartei bedeuten, dass sie um keinen Deut besser liegt als bei der Nationalratswahl 1999. Die SPÖ ist zwar nach der gewonnenen Wien-Wahl kurzfristig auf einen hochgerechneten Stand von 37 Prozent gekommen, nun ist sie aber wieder auf Werte zurückgefallen, die in etwa ihrem Ergebnis von 1999 entsprechen. Die Freiheitlichen, die nach der Wien-Wahl bundesweit nur mehr Umfrageergebnisse von 19 Prozent hatten, dürften sich in den letzten Wochen erholt haben: Würde jetzt gewählt, hätten sie 23 Prozent. Allerdings zeigen die Rohdaten, dass sich weiterhin nur etwa zehn bis elf Prozent der Österreicher dazu bekennen, die FPÖ wählen zu wollen oder sie 1999 gewählt zu haben - es muss also anhand der "Rückerinnerungsfrage” das derzeit wahrscheinlichste Ergebnis für die FPÖ hochgerechnet werden. Ähnliches gilt, wenn auch in geringerem Ausmaß für die SPÖ, die 1999 auf 33,2 Prozent gekommen ist - in der Rückerinnerungsfrage liegt der Anteil der SPÖ-Wähler aber um ein Drittel darunter, nämlich bei 22 Prozent. Schon 22 Prozent wollen Van der Bellen als Kanzler sehen Der leichte Aufholprozess der FPÖ geht Hand in Hand mit besseren Umfragedaten für die Vizekanzlerin und Parteichefin Susanne Riess-Passer: Sie wird inzwischen von 10 Prozent als Kanzlerin gewünscht, ihr bester Wert lag Anfang Mai bei 13 Prozent. SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer hat dagegen etwas dazugewonnen, ihn wünschen sich derzeit zwölf Prozent (gegenüber zehn Prozent Anfang Mai) im Kanzleramt. Bundeskanzler Wolfgang Schüssel würde in einer (fiktiven) Direktwahl von 27 Prozent im Amt bestätigt werden - im Februar hätten ihn noch 33 Prozent direkt wählen wollen. Dafür ist Alexander Van der Bellen auf fünf Prozentpunkte an den Amtsinhaber herangekommen: Ihn würden 22 Prozent als Kanzler wählen. David Pfarrhofer von market bestätigt, dass das ein sehr stabiler Wert ist: "Der Grünen-Parteichef Van der Bellen liegt seit zehn Wochen beständig zwischen 22 und 24 Prozent in der Direktwahlfrage, weit über dem Wert seiner Partei, der ebenso konstant um die zwölf Prozent liegt.” Die Auswertung der Daten von zwei Umfragewellen im Mai zeigt darüber hinaus: Bei Akademikern und Maturanten ist Van der Bellen längst die erste Wahl - in dieser höchsten Bildungsschicht würden ihn 42 Prozent gerne als Kanzler sehen. Auch unter leitenden Angestellten und Beamten sowie unter Jungwählern ginge eine Kanzlerwahl zugunsten Van der Bellens aus. Deutlich unterdurchschnittlich liegt Van der Bellen bei älteren und schlecht gebildeten Wählern. In diesen Gruppen ist die Neigung zur Bestätigung aktueller Verhältnisse besonders stark, daher punktet dort auch Amtsinhaber Wolfgang Schüssel. (cs)