Am Tag nach dem vom Vermonter Senator Jim Jeffords angekündigten Austritt aus der Republikanischen Partei bemühten sich die Demokraten, ihre Schadenfreude in Grenzen zu halten. Zusammenarbeit mit den Republikanern im US-Senat versprachen sie einmütig nach der Machtverschiebung, die Jeffords Parteiaustritt nun mit sich zieht. Der bisherige demokratische Minderheitsführer Tom Daschle, der demnächst den Vorsitz im Senat übernehmen wird - Jeffords hatte Präsident George W. Bush zugesagt, mit dem tatsächlichen Wechsel bis nach der Unterzeichnung des Steuerpaketes zuzuwarten - sprach vom Geist eines "prinzipiellen Kompromisses" und meldete sich noch Donnerstag telefonisch beim Präsidenten. Das Gespräch zwischen den beiden soll freundlich verlaufen sein. Unter den Republikanern gibt es eine Reihe von Hardlinern, die hinter verschlossenen Türen frohlocken, den unbequemen Linksaußen Jeffords losgeworden zu sein. Gleichzeitig aber verzeihen sie ihm nicht den Zeitpunkt seiner Entscheidung, der immerhin einen in der Geschichte der USA einmaligen Machtwechsel im Senat ohne Wahlen hervorrief. Aber auch der scheidende Mehrheitsführer Trent Lott machte gute Miene zum bösen Spiel und versprach seinerseits Zusammenarbeit mit den Demokraten. Die stärkste Kritik kam vom populärsten Außenseiter bei den Republikanern - der ehemalige Präsidentschaftskandidat John McCain ging mit seiner Partei hart ins Gericht: Jeffords sei von "kurzsichtigen Parteibeamten in unfairer Weise zur Zielscheibe von meistens anonymen Beschimpfungen geworden", und man habe ihn sogar persönlich bedroht. "Die Toleranz abweichender Meinungen ist das Kennzeichen einer reifen Partei, und es ist höchste Zeit, dass die Republikanische Partei endlich erwachsen wird", erklärte McCain. (DER STANDARD, Print, 26./27.5.2001)