Wien - "Hören Sie, eine Tournee darf nicht länger als zweieinhalb Wochen dauern", hat ihm Karajan einst geflüstert, und Dirigent Gerd Albrecht stimmte zu. "Mit der Tschechischen Philharmonie war ich in Japan, und wir gaben 22 Konzerte in fünf Wochen! - Da brach langsam einiges zusammen." Nun ist Albrecht mit dem Dänischen Radio National Symphonieorchester unterwegs und befolgt Karajans Rat. "Elf Konzerte sind es, die wir geben - dafür aber mit fünf Programmen", sagt Albrecht, der nun Chefdirigent ist, aber das nicht als große Zäsur betrachtet. Dem Orchester ist er seit langem verbunden, man kennt einander. "Als es mit Ulf Schirmer und dem Orchester nicht klappen wollte und nach zwei Jahren vorbei war, haben sie mich gefragt." Es geht aber eher darum, Niveau zu halten und Klangvorstellungen zu verwirklichen - nun eben mit einem Cheftitel. Das beinhaltet die Aufnahme eines umfangreichen Brahms-Projektes ("Das wird gute eineinhalb Jahre in Anspruch nehmen"), aber daran wird erst nach der Tournee gedacht, die Albrecht am Wochenende in das Wiener Konzerthaus u. a. mit Werken von Sibelius, Grieg und dem jungen Nordentoft führt: "Den Großen Saal kenne ich gut. Auch nach dem Umbau. Wenn Publikum drin ist, klingt er gut. Wenn er leer ist, klingt er aber ein bisschen wie eine leere Badewanne." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26./27. 5. 2001)