Wien - Die Tage von Telekom-Austria-Chef Heinz Sundt sind nun endgültig gezählt. ÖIAG-Vorstand Johannes Ditz bestätigte auf einer Pressekonferenz am Freitag, dass der Vorstand der TA rasch ausgetauscht werde. Die neue Führung sollte das Unternehmen so weit sanieren, dass die ÖIAG in zwei Jahren die restlichen 47 Prozent privatisieren kann - später als ursprünglich geplant.

Der jetzige Vorstand hätte sich durch seine innere Zerstrittenheit "selbst infrage gestellt". Außerdem wäre durch die - im Nachhinein als falsch erkannte - Gewinnwarnung im Jänner die Aktie gerade am Beginn einer Aufwärtsphase dramatisch zurückgeworfen worden. Von diesem Rückschlag hätte sich der Wert bis heute nicht erholt, kritisierte Ditz. Er verhandle derzeit mit dem Minderheitsaktionär Telecom Italia über ein gemeinsames Vorstandsteam, sagte Ditz, gab aber keine Details über diese Gespräche bekannt. Wie berichtet will Ditz den Papierindustriellen Ernst Häberli als TA-Chef berufen, stößt aber bei den Italienern auf Widerstand.

Abgesehen von den Turbulenzen bei der TA versuchte die ÖIAG-Spitze, die am Freitag durch die Berufung von Peter Michaelis vervollständigt wurde, ein Bild der Geschlossenheit und Ruhe zu präsentieren. In der OMV seien keine weiteren Veränderungen im Aufsichtsrat geplant, sagte Ditz. Die vom STANDARD berichtete Ablöse von weiteren "roten" Mitgliedern - Exbanker René Alfons Haiden hatte ein Rücktrittsschreiben per Post erhalten - sei nie geplant gewesen. Auch am Wechsel an der OMV-Spitze von Richard Schenz zu Wolfgang Ruttenstorfer werde nicht gerüttelt. Bei der für den Fall einer Großakquisition in Osteuropa vorgesehenen Kapitalerhöhung werde die ÖIAG nicht mitziehen, sagte Ditz. Bei der Ausgabe von acht Mio. neuen Aktien würde der ÖIAG-Anteil von 35 auf 27 Prozent fallen, das Syndikat mit Abu Dhabi (19,6 Prozent) hätte dann keine Mehrheit mehr.

Michalis wird am 1. Juli gleichberechigter ÖIAG-Vorstand, Ditz tritt nach außen hin als Vorstandssprecher auf. Der Titel "Generaldirektor" wird abgeschafft - "ein Relikt aus der Monarchie", sagte Aufsichtsratschef Alfred Heinzel. Mit dem Wunsch nach einem Vorstandschef mit Dirimierungsrecht habe er sich im Aufsichtsrat allerdings nicht durchgesetzt.

Im Vorstand wird Ditz für Privatisierung verantwortlich sein, Michaelis für das Beteiligungsmanagement. Ditz behält den Aufsichtsratsvorsitz bei OMV, AUA und Telekom Austria, Michaelis wird Chef bei Post, Postbus und später auch VA Tech. Sein Vorgänger Rudolf Streicher leitet weiter die Aufsichtsräte bei VA Stahl und Böhler-Uddeholm. (ef, D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 26. 5. 2001)