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Strasser, Bartoszewsky und Pühringer bei der Unterzeichnung des Gründungsaktes für das Personenkomitee Gusen

Foto: APA/Pfarrhofer
Wien - Im ehemaligen Lager Gusen, dem ersten Nebenlager des KZs Mauthausen, soll eine Gedenkstätte errichtet werden. Konkrete Ideen dafür sollen von einem Personenkomitee erarbeitet werden, das am Freitag offiziell von Polens Außenminister Wladyslaw Bartoszewski, Nationalratspräsident Heinz Fischer (S), Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer (V) und Innenminister Ernst Strasser (V) gegründet wurde. In Gusen wurden vor allem Häftlinge aus vom Hitlerdeutschland besetzten europäischen Staaten interniert. Die vier Gründungsmitglieder werden sich daher in den nächsten Tagen in einem Schreiben an die betroffenen Staaten - darunter etwa auch Frankreich - wenden und eine entsprechende Einbindung in das Personenkomitee anbieten. Als eine Möglichkeit für ein Denkmal führte Strasser anlässlich der Unterzeichnung des Gründungsdokuments "Personenkomitee Gusen" etwa die Präsentation des 16 Kilometer langen Stollensystems "Bergkristall" an, das von den Häftlingen gegraben werden musste. Vorstellbar wäre aber auch ein Dokumentationszentrum oder eine Begegnungsstätte. Insgesamt gehe es darum, "eine würdige und adäquate Gedenkstätte zu errichten", die nicht nur der Opfer gedenke, sondern als entsprechende europäische Gedenkstätte fungiere, die "gegen jede Form des Nationalismus, Rechtsextremismus und der Fremdenfeindlichkeit" auftrete. Aus einem "Niemals vergessen" müsse ein "dauerhaftes Nie wieder" werden, so Strasser. "Kapitel nicht überblättern" Pühringer betonte, bei der Errichtung der Gedenkstätte gelte es, drei Dinge zu beachten: Das Gedenken an die Opfern, das Gedenken an jene, die "unter Einsatz ihres Lebens diesem Ungeist die Stirn geboten haben" und schließlich die "Lehre aus Gusen, aus Mauthausen". Diese Lehre könne nur sein, bei allen Fehlern und Unzulänglichkeiten, die eine Demokratie habe, dass es zu ihr keine tragfähige und sinnvolle Alternative gebe. Oberösterreich wolle dieses "düstere Kapitel unserer Geschichte nicht einfach überblättern", sondern ihm in Würde begegnen. Nur wer vor der Vergangenheit nicht die Augen verschließe, sei auch nicht blind für den Ungeist in der Gegenwart. Man dürfe nicht so tun, als ob der Geist des Nationalsozialismus aus heiterem Himmel gekommen wäre, sagte Pühringer. Bartoszewsky erklärte, in Gusen seien über 28.000 Polen umgebracht worden oder gestorben. Er begrüße die Initiative, nun eine gemeinsame Form des Gedenkens zu finden. Das Dokument, das heute, Freitag, unterschrieben worden sei, habe "menschliche Bedeutung". Für das Projekt Gedenkstätte Gusen, das Teil der Reformbemühungen Strassers für eine Neugestaltung der KZ-Gedenkstätte Mauthausen ist, stehe ein Startkapital von vier bis fünf Millionen Schilling zu Verfügung, hieß es im Büro Strasser auf APA-Anfrage. Seitens Polens gebe es bereits eine fixe Zusage von einer Million Schilling, Fischer habe 1,5 Mill. S aus den Mitteln des Nationalfonds versprochen. Aus dem Innenminister kämen ebenfalls 1,5 Mill. S. Mit der Einbindung der anderen betroffenen Staaten hoffe man aber auch auf deren finanzielle Unterstützung. Zeitrahmen für das endgültige Vorliegen des Konzepts gebe es noch keinen. Nun sei einmal abzuwarten, bis sich das Personenkomitee endgültig konstituiert habe. (APA)