Wien - Mitte letzter Woche wurde die Österreich-Niederlassung des amerikanischen Telekommunikations- und Energiekonzerns Dynegy, die ihr Büro im Millennium Tower am Handelskai hatte, handstreichartig aufgelöst. Eine mehrere Mann umfassende Dynegy-Delegation aus der Zentrale in Houston, Texas, flankiert von einem halben Dutzend Bodyguards, nahm kurzerhand Computer, Laptops und Handys der rund 30 österreichischen Bediensteten in Beschlag. "Die haben die Herrschaft über die EDV an sich gerissen", sagte ein (nun: ehemaliger) Dynegy-Mitarbeiter, der nicht genannt werden wollte.

Es sei dies eine "Restrukturierungsmaßnahme", wurde dem verdatterten Personal beschieden. Zukünftig werde das Wiener Büro lediglich als kleine Service-Tochter mit etwa drei Mitarbeitern weitergeführt; das europäische Geschäft sowohl für das Telekom- als auch das Stromgeschäft werde von London aus geführt.

Gang und gäbe

Die hierzulande unübliche Methode, mithilfe von Security-Personal die Mitarbeiter von der Büroinfrastruktur abzukappen, sei in den USA gang und gäbe. Nur so könne sichergestellt werden, dass Mitarbeiter vor ihrer Transformation zu Exmitarbeitern keine firmenwichtigen Daten mitgehen lassen, so die texanischen Bosse bei einer flugs anberaumten Betriebsversammlung. Dem Personal wurde aber zugesichert, dass alle arbeitsrechtlichen Ansprüche, die durch die Kündigung entstehen, abgegolten werden.

Dynegy hat weltweit rund 5800 Mitarbeiter und einen Umsatz von 29 Mrd. Dollar (33 Mrd. EURO/ 453 Mrd. S). Ziel des Unternehmens ist es, wie man auf der firmeneigenen Homepage lesen kann, in deregulierten Strommärkten - also in Europa - einzusteigen. (Johanna Ruzicka, D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 25. 5. 2001)