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Foto: Reuters/Rudakov
Innsbruck - Wer hätte nicht gerne weniger Angst und Stress vor einer Operation? Das und sogar ein besseres Resultat nach dem chirurgischen Eingriff scheinen für Patienten durch eine Operationsvorbereitung mittels eines Videofilmes möglich geworden zu sein. Zu diesem Ergebnis kam ein Forschungsprojekt an der Innsbrucker Universitätsklinik für Medizinische Psychologie und Psychotherapie gemeinsam mit der Orthopädie. Die Studie zur psychologischen Operationsvorbereitung wurde an Patienten mit Hüftgelenksersatz-Operationen durchgeführt. Den Betroffenen sei bei Untersuchungen nach drei Monaten sowie nach einem Jahr eine "signifikant" verbesserte Beweglichkeit bescheinigt worden, erklärte Projektleiter Stephan Doering vom Institut für Medizinische Psychologie und Psychotherapie. Damit sei erstmals bewiesen worden, dass psychologische Operationsvorbereitung nicht nur in der Akutphase das Resultat verbessern sondern auch eine positive Langzeitwirkung auf klinische Parameter ausüben können. Die Verbesserung der Mobilität habe je nach Bewegungsart (Rotation, Beugung, Streckung usw.) 21 bis 32 Prozent oder vier bis acht Grad betragen. Das Video Der Videofilm zeigt einen 55-jährigen Patienten, der eine Hüftgelenks-Totalendoprothese erhält. Von der Aufnahme bis zur Entlassung begleitet der Film alle Stationen des Patienten. Dabei wird ausschließlich die Sicht des Betroffenen gezeigt. Zum Teil wurde der Film mit Originaltönen unterlegt, zum Teil informiert ein Sprecher zum Procedere und gibt die Gedanken und die Gefühle des 55-jährigen wieder. Da diese Operation auch unter Teilnarkose (Betäubung von der Hüfte abwärts) durchgeführt werden kann, wurde gefilmt, wie der Patient, durch einen Vorhang von den Operateuren getrennt, den Vorgang miterlebte. Vom Gespräch mit der Anästhesistin, der vom Patienten gewählten Musik über die Kopfhörer bis zu den Geräuschen des chirurgischen Eingriffs - es wird gesägt, gebohrt gehämmert - wurden alle Laute aufgezeichnet. 100 Patienten, an denen eine Implantation einer Totalendoprothese des Hüftgelenks durchgeführt werden musste, nahmen an der Studie teil. Rund der Hälfte wurde das zwölfminütige Video unter Anwesenheit eines Experten gezeigt. Gemessen wurden unter anderem neben klinischen Faktoren (z. B. Schmerz, Analgetikaverbrauch) physiologische (Blutdruck, Herzfrequenz, Stresshormone) und psychologische Parameter (Angst), betonte Doering. Die "Film-Patienten" hätten am Morgen vor der Operation "signifikant geringere Angstwerte" gezeigt, zudem seien wesentlich "seltener systolische Blutdruckanstiege" zu messen gewesen. Das "Schmerzerleben" sei bei beiden Gruppen etwa gleich hoch gewesen, doch die "Film-Gruppe" hätte deutlich weniger Schmerzmedikamente nach dem Eingriff gebraucht. Bei der Stresshormon-Messung sei der Wert viel niedriger als in der anderen Gruppe ausgefallen, fasste Doering zusammen. Es wirkt ... aber warum? Unbeantwortet bleibt vorerst noch die Frage, auf welche Weise dieser "eher überraschende Effekt" zustande kam, führte der Mediziner aus. Die Wirkmechanismen zur psychologischen Operationsvorbereitung - nicht nur der Video-Methode - seien "noch weitgehend ungeklärt". Deren Erforschung könnte "wichtige Hinweise zur Etablierung immer differenzierterer und gezielterer Vorbereitungsmaßnahmen liefern". (APA)