Kosovo
Bosnien: Anzeichen für Rückzug der US-Truppen verdichten sich
NATO will trotz Warnung von Experten rund 2000 Soldaten abziehen
Brüssel - Die NATO will nach Angaben von Diplomaten im nächsten halben Jahr rund 2000 Soldaten aus Bosnien-Herzegowina
abziehen. Die derzeit rund 21.000 Mann starke multinationale Schutztruppe (SFOR) solle um insgesamt rund zehn Prozent reduziert werden,
sagten NATO-Diplomaten am Mittwoch in Brüssel. Die Verringerung solle alle beteiligten Nationen zu gleichen Teilen betreffen. Auch die
USA, die einen Rückzug ihrer rund 3300 Soldaten in der SFOR anstreben, werden demnach nur "prozentual" beteiligt.
Angestrebt wird, aus jedem der drei Sektoren eine Einheit von ungefähr 700 Mann Stärke abzuziehen. Der Vorsitzende des
NATO-Militärausschusses, Guido Venturoni, hatte bereits in der vergangenen Woche "einige Anpassungen" der SFOR-Stärke angekündigt
und zugleich versichert, es werde keinen "großen Veränderungen" geben, da die NATO-geführte Truppe in Bosnien weiterhin eine
unersetzliche Rolle spiele.
Die renommierte Brüsseler Forschungsgruppe ICG (International Crisis Group) warnte vor einem Rückzug der USA aus Bosnien. Dies
könnte die übrigen Partnerstaaten veranlassen, über ähnliche Schritte nachzudenken, hieß es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht
der ICG. "Jede bedeutende Reduzierung der SFOR zum jetzigen Zeitpunkt aber wäre das falsche Signal an die Extremisten." Das
Friedensabkommen von Dayton sei längst noch nicht umgesetzt und die Truppen seien daher weiterhin notwendig.
US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hatte in der vergangenen Woche bekräftigt, er setze sich für einen Rückzug der US-Truppen aus
Bosnien ein. Zu Beginn des Einsatzes hatte die internationale Schutztruppe noch eine Stärke von rund 60.000 Soldaten. (APA)