Hamburg/Berlin - Die deutsche Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" wird die ehemaligen Zwangsarbeiter der Nazis über Partner-Organisationen entschädigen. Sie beauftragte sieben Organisationen mit der Bearbeitung der Anträge von Zwangsarbeitern und der Auszahlung der Gelder. In den Ländern des früheren Ostblocks wurden Aussöhnungs-Stiftungen gegründet, die nur im Fall Polen und Tschechien auf das jeweilige Staatsgebiet begrenzt sind. Die Zuständigkeit für Opfer aus anderen Ländern teilen sich die jüdische Hilfsorganisation Jewish Claims Conference (JCC) in New York und die Internationale Organisation für Migration (IOM) in Genf. Aus dem Fonds von zehn Milliarden Mark (5,11 Mrd. Euro/70,3 Mrd. S), der je zur Hälfte vom deutschen Staat und der Wirtschaft des Landes bezahlt wurde, erhalten die schätzungsweise noch 1,5 Millionen lebenden ehemaligen Zwangs- und Sklavenarbeiter 8,1 Milliarden Mark. Durch weitere Gelder soll sich eine Gesamtsumme von 8,25 Milliarden Mark für die Opfer ergeben. Eine Milliarde ist für den Ausgleich von Vermögensschäden vorgesehen. Mit 700 Millionen Mark wird ein Fonds "Erinnerung und Zukunft" errichtet, der Projekte der Völkerverständigung und der Erinnerung an totalitäre Systeme fördern soll. Für die Partner-Organisationen sind folgende Mittel vorgesehen: POLEN: Stiftung "Deutsch-Polnische Aussöhnung" in Warschau. 1,812 Milliarden Mark stehen nach Angaben vom vorigen Jahr zur Verfügung. 1999 waren etwa 730.000 Zwangs- und Sklavenarbeiter registriert. UKRAINE und MOLDAWIEN: Ukrainische Nationale Stiftung "Verständigung und Aussöhnung" in Kiew. 1,724 Milliarden Mark liegen bereit. RUSSLAND: Russische Stiftung "Verständigung und Aussöhnung" in Moskau. Sie ist zuständig für alle Länder der früheren UdSSR außer Weißrussland, Estland, Moldawien und die Ukraine. Finanzvolumen: 835 Millionen Mark. WEISSRUSSLAND und ESTLAND: Belorussische Stiftung "Verständigung und Aussöhnung" in Minsk mit Außenstelle in Tallinn. Die Stiftung kann 694 Millionen Mark verteilen. TSCHECHIEN: "Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds" in Prag. Etwa 70.000 Opfer warten auf die Verteilung von 423 Millionen Mark. Für frühere Zwangsarbeiter, die nicht in Ländern des ehemaligen Ostblocks leben, sind zwei andere Organisationen zuständig: - Die "Conference on Jewish Material Claims Against Germany" für jüdische Opfer. Die Organisation hat ihren Hauptsitz in New York, Niederlassungen gibt es in Frankfurt am Main und in Israel. - Alle anderen ehemaligen Zwangsarbeiter können sich an die "Internationale Organisation für Migration" (IOM) in Genf wenden. Die IOM ist auch generell für den Ausgleich von Vermögensschäden zuständig - gleichgültig, wo die Antragsteller ihren Wohnsitz haben. Die IOM rechnet nach eigenen Angaben mit bis zu 200.000 Anträgen. (APA/dpa)