Eine neue Publikationsmöglichkeit für ihr Sachgebiet haben zwei Historiker der Grazer Karl-Franzens-Universität auf die Beine gestellt: "e-Forum Zeitgeschichte" heißt die Internet-Zeitschrift, die das erste österreichische e-journal für Zeitgeschichte überhaupt darstellt. Das vierteljährlich erscheinende online-Magazin soll die aktuelle Diskussion und Kommunikation innerhalb der österreichischen Zeitgeschichte erleichtern und jungen Forschern eine erste Präsentationsmöglichkeit geben, erklärte der Grazer Zeihistoriker Gerald Lamprecht. Neben der Präsentation von Forschungsergebnissen (beginnend bei Diplomarbeiten), die alle kostenlos downloadbar sind, bietet die Zeitschrift einen laufend erweiterten Rezensionsteil und die Rubrik "Werkstatt", die Gelegenheit gibt, gerade anlaufende Forschungsprojekte vorzustellen. Darüber hinaus soll ein an die Aufsätze anschließendes Diskussionsforum die Kommunikation innerhalb der österreichischen Zeitgeschichtsforschung erleichtern. Themenschwerpunkt Obwohl man künftig einen Querschnitt der Forschungsergebnisse junger Zeithistoriker bieten möchte, hat man sich für die erste Ausgabe der Zeitschrift für einen Themenschwerpunkt entschieden: Die Rolle der Medizin im 20. Jahrhundert, insbesondere in der Zeit des Dritten Reiches. Die Euthanasie am Steinhof (Peter Schwarz) findet sich in den nun vorliegenden Beiträgen ebenso thematisiert, wie die Bedeutung der Militärpsychiatrie für die Tiroler Militärgerichtsbarkeit im Ersten Weltkrieg (Oswald Überegger) oder die Situation jüdischer Studentinnen an der Wiener Medizinischen Fakultät (Michaela Raggam). "Das Internet schafft die Möglichkeit, neueste Forschungsergebnisse erheblich schneller als bisher einer wissenschaftlich interessierten Öffentlichkeit zu präsentieren", erklärt Herausgeber Gerald Lamprecht die Antriebsfeder seines bisher noch auf eigene Kosten laufendes Projekt. Ihm und Mitherausgeber Roman Urban liegt es vor allem daran, mit der Zeitschrift jenen Leuten, die am Anfang ihrer Forscherkarriere noch Schwerigkeiten haben in renommierte Fachzeitschriften Eingang zu finden, ein Forum zu bieten. Keine Berührungsängste "Als geeignete Beiträge schweben uns daher in erster Linie Aufsätze, Auszüge, Arbeitsberichte und Resümees laufender Forschungsarbeiten vor", so Lamprecht. Im Zuge größerer Forschungsvorhaben fällt zudem erfahrungsgemäß das eine oder andere lohnende Nebenprojekt an: "Die Existenz dieser Zeitschrift soll nun ein Ansporn sein, solchen Spuren, die man sonst vielleicht links liegen lässt, auch tatsächlich nachzugehen". Die strikte Selbstbeschränkung auf rein historische Arbeiten will man vermeiden: "Berührungspunkte und Grenzüberschreitungen zu verwandten Disziplinen sind ausdrücklich erwünscht". (APA)