Humor hat er: Als Ewald Stadler vor Jahren erst hinter vorgehaltener Hand und dann in den Medien als Jörg Haiders Dobermann bezeichnet wurde, ließ er eine Warnung vor dem Dobermann an der Tür zum Klubobmann-Zimmer seiner Partei im Parlament anbringen. Immerhin wird der häufig als Polizeidiensthund verwendete Dobermann so beschrieben: "Die Grundstimmung des Dobermanns ist freundlich-friedlich, in der Familie sehr anhänglich und kinderliebend." Allerdings wird der Hund im Dienst durch harte Abrichtung zu Leistungsfähigkeit, Mut und Härte erzogen.

Es ist keine Schmähung, wenn man auch Stadler solche Eigenschaften zuspricht. Der eben 40 Jahre alt gewordene Politiker aus Mäder in Vorarlberg zeichnet sich durch Freundlichkeit im Gespräch ebenso aus wie durch jene politische Härte, die die FPÖ zu seiner Zeit von Erfolg zu Erfolg geführt hat. Er lehnte jede politische Verständigung ab und verschärfte jeden Konflikt durch bissige Attacken, um den von Jörg Haider ausgegebenen Konfrontationskurs nicht zu verwaschen.

Als 1996 und 1997 das neue Parteiprogramm der FPÖ erarbeitet wurde, war allerdings eine Phase der Verbindlichkeit angesagt - und Stadler (selbst Mitglied der Universitätssängerschaft Skalden in Innsbruck) suchte den Kontakt zur katholischen Kirche. Er fand ihn beim St. Pöltner Bischof Kurt Krenn.

Dahinter steckte das Kalkül, dass die FPÖ die im letzten Jahrzehnt von der ÖVP abgeworbenen Wähler durch ein christliches Bekenntnis binden könnte. Das klappte nicht ganz, auch Stadlers programmatische Ansage von einem "wehrhaften Christentum" wurde verwässert.

Stadlers Stern schien nach dem Programmparteitag im Sinken zu sein: 1998 gelang es ihm nicht, die von der Rosenstingl-Affäre gebeutelte niederösterreichische Landespartei an sich zu reißen. Dass er dennoch 1999 in die Landesregierung wechselte, wurde allgemein als ein aufgezwungener Wechsel erlebt. Stadler selbst blieb sich und vor allem der Partei treu, bekleidete die Funktion eines Landesparteiobmann-Stellvertreters - in der Parteihierarchie stand er damit nicht mehr höher als schon 1991 bis 1994 unter Hubert Gorbach in Vorarlberg.

Dazu kam, dass er immer wieder mit Vorwürfen konfrontiert wurde, den Betrugsfall Rosenstingl unterschätzt zu haben und in die Spitzelaffäre verwickelt zu sein.

Mit 40 startet er nun die fünfte politische Karriere (nach der als Gemeindevertreter, Landtagsabgeordneter und Klubchef in Vorarlberg, Nationalratsabgeordneter und geschäftsführender Klubobmann im Parlament und als faktisch machtloser Landesrat in Niederösterreich). Zwölf Jahre kann er maximal Volksanwalt sein - aber einen neuen Jobwechsel hält er für "jederzeit" möglich. (DER STANDARD, Print- Ausgabe, 23. 5. 2001)