Vaduz - Das Fürstentum Liechtenstein setzt nun ebenfalls eine unabhängige Historikerkommission ein, um die Rolle des Landes im Zweiten Weltkrieg zu klären. Sie soll vor allem herausfinden, ob Liechtenstein geholfen hat, geraubte Vermögenswerte zu verstecken und zu verschieben, wie die Regierung auf einer Pressekonferenz am Dienstag in Vaduz bekannt gab. Präsidiert wird die international zusammengesetzte sechsköpfige Kommission vom Schweizer Historiker Peter Geiger, der sich am Liechtenstein-Institut in Bendern bereits mit einer Forschungsarbeit über das Fürstentum im Zweiten Weltkrieg beschäftigt. Nazi-Vermögen über Liechtenstein verschoben? Weitere aufklärungsbedürftige Fragen sind die liechtensteinischen Flüchtlingspolitik und die Kriegsproduktion für Deutschland in der Nazi-Zeit. Liechtenstein war im Sommer vergangenen Jahres ins Visier des Jüdischen Weltkongresses geraten. Dessen Direktor Elan Steinberg hatte dem Fürstentum vorgeworfen, den Nazis während des Zweiten Weltkrieges geholfen zu haben, Vermögenswerte zu verschieben. Weiters wurde ein Beratungs- und Koordinierungsausschuss bestellt, der die Regierung in Fragen zur Untersuchung und den Konsequenzen daraus beraten soll. Das vierköpfige Gremium wird vom ehemaligen Liechtensteiner Regierungschef Hans Brunhart geleitet. Der Ausschuss fungiert auch als Ansprechstelle für Organisationen und Interessengruppen aus dem In- und Ausland, in Liechtenstein selbst vor allem gegenüber der Industrie und dem Finanzdienstleistungsbereich wie Banken, Treuhändern und Rechtsanwälten. Durch ein eigenes Gesetz soll gewährleistet werden, dass vorhandene Akten und Dokumente aufbewahrt bleiben und ihre Einsicht geregelt wird, die jeder gesetzlichen und vertraglichen Geheimhaltungspflicht vorgehen soll. Die betroffenen Wirtschaftsverbände im Fürstentum sollen ihre Mitarbeit zugesichert haben und wollen ihre Archive für die Historikerkommission öffnen. (APA/AP/sda)