Wien - Die Einführung der neuen Währung Euro hat für alle Menschen weit reichende Auswirkungen bei der Umgewöhnung. Der Umgang mit neuen Banknoten und Münzen und das Verstehen des neuen Geldsystems stellt für Jeden eine Herausforderung dar. Für blinde und hochgradig sehbehinderte Menschen ist dieses Problem besonders groß. Im Rahmen des "Euro-Projektes" des Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (ÖBSV) soll ein gezieltes Training zur Erleichterung des Umgangs mit den neuen Banknoten und Münzen geboten werden, hieß es in einer Aussendung. Rund 12.000 bis 15.000 Österreicher sind davon betroffen, schätzt der Tiroler Projektleiter Hannes Lichtner. Von absoluter Wichtigkeit ist dabei ein persönliches und praktisches "Euro-Training", das im Rahmen von speziellen Veranstaltungen angeboten wird. Dabei haben Sehbehinderte die Möglichkeit, die neuen Euro-Banknoten und -Münzen vorzeitig kennen zu lernen. Allgemeine praktische Tipps im Umgang mit den neuen Geldmitteln sowie die Schulung in der Verwendung von Hilfsmitteln werden ebenso Inhalt dieser Veranstaltungen sein. Als Trainingsmaterial werden dabei hochwertige Duplikate des Euro zum Einsatz kommen, die von der Europäischen Zentralbank speziell entwickelt wurden. Lichtner: "Die Duplikate enthalten alle wichtigen Merkmale, allerdings sind sie aus Sicherheitsgründen nur auf einer Seite bedruckt." Ein ganzes Netz von "Euro-Trainern" soll es ermöglichen, dass möglichst viele Betroffene den Zugang zu solchen Veranstaltungen haben werden. Ab Anfang Juni werden 50 bis 70 Spezialisten geschult. Anmeldungen zu "Euro-Trainings" werden voraussichtlich ab Juli dieses Jahres in den Landesgruppen des ÖBSV möglich sein. Ab September beginnt dann das Training, denn "zu früh hat das keinen Sinn", so Lichtner. Die EU-Kommission und die Österreichische Bundesregierung haben dem Euro-Projekt des ÖBSV ihre Unterstützung zugesagt. Die selbstständige Handhabung von Geld und die Abwicklung finanzieller Geschäfte stellt für Sehbehinderte eine wichtige Voraussetzung dar, um ein möglichst selbstständiges, in der Gesellschaft integriertes Leben führen zu können. Der Verlust des wohlbekannten Zahlungsmittels Schilling könne bei den Betroffenen zu Ängsten und der Verschärfung bereits vorhandener Benachteiligungen führen. Im Rahmen eines langjährigen Prozesses gemeinsam mit dem Europäischen Blindenunion (EBU) ist es gelungen viele speziell für Blinde und Sehbehinderte wichtige Kriterien für eine gute Unterscheidung von Banknoten und Münzen durchzusetzen. Bei den Euro-Geldscheinen könne man sogar von einer Verbesserung gegenüber den Schilling-Banknoten sprechen, vor allem was die Verwendung von guten Kontrastfarben und großen Ziffern im Fettdruck als wichtige Hilfen speziell für Sehbehinderte betreffe. Auch bei den Euro-Münzen sei die Herausarbeitung von Unterscheidungsmerkmalen in verschiedenster Hinsicht gelungen. Auch eine Broschüre zu dem Thema mit dem Namen "Vision Euro" wurde entwickelt. Diese enthält eine sehr detaillierte Beschreibung der neuen Banknoten und Münzen und hebt besonders deren Unterscheidungsmerkmale hervor. Durch diese umfangreiche Beschreibung soll es Sehbehinderten möglich gemacht werden, sich frühzeitig eine genaue Vorstellung über das Aussehen des neuen Geldes zu machen. Die Broschüre ist in Großdruck, als Hörkassette und als Textdatei auf der Homepage des ÖBSV verfügbar. (APA)