Mensch
WHO beschließt Richtlinien zum Kampf gegen Aids
NGOs fordern Ausschluss der Pharmaindustrie vom geplanten Weltfonds zur Aids-Bekämpfung
Genf - Einen Monat vor der UN-Aids-Konferenz hat sich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf eine gemeinsame Haltung
verständigt. Die Immunschwächekrankheit müsse im Gesundheitswesen und in den Entwicklungsplänen höchste Priorität haben, heißt es in
einer am Montag in Genf verbreiteten Resolution der Generalversammlung der 191 Mitgliedsstaaten.
Insbesondere Jugendliche in der ganzen Welt müssten wissen, wie sie eine Infektion vermeiden könnten und welche Methoden der
Vorbeugung es gebe. Die Weltgesundheitsorganisation ruft außerdem dazu auf, HIV-Infizierte nicht zu diskriminieren.
Forschung
An Forschung und Wissenschaft geht der Appell, nach neuen Wegen bei der Vorbeugung und Therapie zu suchen; einschließlich neuer
Medikamente. Mit Blick auf Entwicklungsländer heißt es, es müssten alle finanziellen Anstrengungen unternommen werden, um
WHO-Mitgliedsländern mehr Möglichkeiten bei der Bekämpfung der Aids-Epidemie zu geben. Der von UN-Generalsekretär Kofi Annan
angeregte globale Gesundheitsfonds gegen Aids, Tuberkulose und Malaria wird unterstützt.
Weltweit lebten Ende vergangenen Jahres offiziell rund 36 Millionen HIV-infizierte Menschen. Knapp 22 Millionen sind bislang an den Folgen
gestorben. Allein 5,3 Millionen Personen haben sich im Jahr 2000 infiziert.
NGOs üben Kritik
Nichtstaatliche Organisationen haben auf der
Weltgesundheitsversammlung in Genf den Ausschluss der
Pharmaindustrie von dem geplanten Weltfonds zur Aids-Bekämpfung
gefordert. Sie kritisieren auch die Vereinten Nationen, denen sie
vorwerfen, gegenüber den Konzernen zu nachgiebig zu sein.
Auf dem Jahrestreffen der Mitglieder der
Weltgesundheitsorganisation (WHO), das am 22. Mai endet, warnten
sie die UN, der Welt-Aids-Fonds drohe vor allem den Interessen der
Pharmaindustrie zu dienen und nicht den Infizierten in den ärmsten
Ländern der Welt. Die NGOs, darunter 'Act Up-Paris', Oxfam,
'Health Action International' und die 'Health Gap Coalition',
forderten für den Fonds ein Maximum an Transparenz. "Jede
Repräsentanz kommerzieller Interessen in leitender oder beratender
Funktion muss ausgeschlossen sein", so die Forderung.
Massive Kritik äußerten NGOs und andere Teilnehmer auch an der
Haltung der USA. Während die Finanzbedürfnisse des Welt-Aids-Fonds
auf jährlich sieben bis zehn Milliarden US-Dollar geschätzt
werden, hat die Regierung von US-Präsident George W. Bush
angekündigt, lediglich 200 Millionen Dollar als Beitrag leisten zu
wollen.
Die Rolle der USA
Der Anteil der USA sollte nach ursprünglichen Berechnungen
jedoch das Zehnfache davon, nämlich zwei Milliarden Dollar
betragen. Von den übrigen Mitgliedern der Gruppe der sieben
größten Industriestaaten (G-7) und Russland werden etwa sechs
Milliarden Dollar erwartet. Den Rest sollen Stiftungen und die
Privatwirtschaft beisteuern.
Die in Genf versammelten NGOs forderten die UN auf, sich an die
Spitze aller Bemühungen zu einer Finanzierung des Welt-Aids-Fonds
zu setzen. Das Zehn-Milliarden-Dollar-Budget des Fonds muss schon
vor der für den 25. Juni geplanten Sondersitzung der UN-
Vollversammlung in New York stehen.
(APA/dpa)