Washington - In Ecuador und in den USA ist der Kampf von Indianern und Umweltorganisationen gegen den Bau einer Pipeline offenbar in die entscheidende Runde getreten. Neue Klagen vor Gericht und verstärkter Druck auf die Investoren sollen den für Juni geplanten Baubeginn verhindern. Die rund 500 Kilometer lange Erdölleitung soll nach ihrer geplanten Fertigstellung im Jahre 2003 Indianerterritorien und einzigartige Naturschutzgebiete durchschneiden. Dagegen protestieren sämtliche betroffenen Ureinwohner und internationale Umwelt- und Bürgerschutzorganisationen wie Greenpeace, Oxfam, 'Friends of the Earth' (FoE), das 'Rainforest Action Network' (RAN) und die Organisation 'Amazon Watch'. Unter Führung des Nationalverbandes der Ureinwohner Ecuadors (CONAIE) klagten die Ureinwohner des Andenstaates am 15. Mai vor einem Gericht in der Hauptstadt Quito gegen den Vertrag zwischen der Regierung und dem Baukonsortium der Pipeline. Die Banken ignorieren die Kritik In den USA wiederum richteten die Umweltorganisationen ihre Bemühungen auf die finanzierenden Banken, allen voran J. P. Morgan, die Citibank und die Deutsche Bank. In einem Brief vom 11. Mai fordern sie die Finanziers dazu auf, ihre Unterstützung für die Expansion der Ölindustrie in ökologisch sensiblen Gebieten einzustellen und statt dessen in die Entwicklung erneuerbarer Energien zu investieren. Keine der angesprochenen Banken hat bislang auf den Aufruf reagiert. Dem Bau- und Betriebskonsortium der Pipeline gehören die kanadische 'Alberta Energy', die US-Firmen 'Kerr McGee', 'Occidental Petroleum' und 'Repsol-YPF' aus Spanien an. Die Investitionskosten für den Bau der Leitung sollen bei 1,1 Milliarden US-Dollar liegen. Während die ecuadorianische Regierung durch die damit verbundene Erschließung der östlichen Regenwaldregion des Landes eine Verdoppelung der nationalen Ölproduktion erwartet, fürchten Umweltschützer und Indianer einen Öko-GAU. Die Pipeline durchschneidet zum Beispiel den Mindo-Nambillo-Nebelwald, ein einzigartiges Vogelschutzgebiet von Weltrang. Gefahr für ein sensibles Ökosystem In dem Naturschutzgebiet leben mehr als 450 verschiedene Vogelarten, von denen 46 auf der roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten stehen. Außerdem ist das Gebiet ein beliebtes Ziel für Ökotouristen, deren Ausgaben vor allem der lokalen Bevölkerung zugute kommen. Auf einen Vorschlag der Umweltschützer, die Trasse für die Pipeline zu verlegen und damit die empfindlichsten Ökozonen zu schonen, ist das Pipeline-Konsortium bislang nicht eingegangen. Eine Schwachstelle des Projekts, gegen die sich auch die Klage in Quito richtet, sehen CONAIE und die Umweltorganisationen im Umgang der Regierung mit der Öffentlichkeitspflicht. Ecuadors Verfassung schreibt für Projekte dieser Größenordnung öffentliche Anhörungen vor, bei denen Betroffene ihre Einwände geltend machen können. Die Frist dafür ist zwar am 14. Mai abgelaufen. Zuvor hatten jedoch die betroffenen Indianergemeinden nur 27 Tage Zeit, sich durch die von der Regierung und den Projektverantwortlichen vorgelegte 1.500 Seiten starke technische Dokumentation zu arbeiten. Nach Meinung der Gegner des Vorhabens ist damit eindeutig, "dass die Anhörungen nur der Absegnung eines bereits beschlossenen Projekts dienen sollten". (IPS)