Ende vergangener Woche kündigte der Oberbefehlshaber der tschechischen Luftstreitkräfte, Ladislav Klima (52), an, Ende des Jahres aus dem militärischen Dienst auszuscheiden. Der Abgang Klimas ist kein Ausnahmefall. Viele Offiziere vor allem der mittleren Führungsebene sehen nämlich für sich in der Armee keine Zukunft mehr.
Privatwirtschaft lockt
Die meisten von ihnen sind zudem noch relativ jung und haben bereits eine Ausbildung in westlichen Militärakademien hinter sich. Sie haben also relativ gute Voraussetzungen für eine Karriere in der Privatwirtschaft.
Ähnlich wie General Klima nennen die meisten von ihnen die schlechte Versorgung des Heeres als Hauptursache für ihren Entschluss, die Armee zu verlassen. Dabei fehlt es den Heereseinheiten nicht nur an Ersatzteilen für die veraltete Ausrüstung, die oft noch sowjetischer Provenienz ist. Besonders krass ist die Lage bei den Luftstreitkräften, wo sogar solche "Kleinigkeiten" wie Flugbenzin und neue Pilotenanzüge Mangelware sind. Schon vor Jahren musste deshalb die Anzahl der Flugstunden drastisch reduziert werden. Die Folgen ließen nicht lange auf sich warten: In den vergangenen vier Jahren sind in Tschechien bei Flugübungen mehr als zehn Kampflugzeuge abgestürzt, wobei die Piloten in den meisten Fällen ums Leben kamen.
Kritik üben führende Militärs auch immer wieder an der ihrer Meinung nach unzureichenden politischen Führung im Prager Verteidigunsministerium. Die bisherigen Ressortchefs waren nicht imstande, einerseits in ihrem Wirkungsbereich durchzugreifen und die oft noch aus früheren Zeiten bestehenden alten Seilschaften aufzulösen; andererseits fehlte es ihnen an Durchsetzungsvermögen innerhalb der Regierung oder gegenüber dem Parlament.
Berufsheer bis 2007
Seit knapp einem Monat hat Tschechien mit Jaroslav Tvrdik (32) einen neuen Verteidigungsminister. Bei einem seiner ersten öffentlichen Auftritte kündigte Tvrdik grundlegende Reformen an. So soll die tschechische Armee in den nächsten fünf bis sechs Jahren in ein Berufsheer umgewandelt werden. Der Minister verknüpft damit auch eine Reduzierung der Zahl der Soldaten von gegenwärtig 70.000 auf 55.000 Mann.