Johannesburg - In Südafrika werden alle 26 Sekunden eine Frau oder ein Kind vergewaltigt. Das hat die nationale Gleichberechtigungs-Kommission 1997 ermittelt - und daran hat sich nichts geändert. Vielmehr wird es immer schlimmer, ist die Journalistin Charlene Smith überzeugt. Der Polizei zufolge betrug die Zahl der Vergewaltigungen von Januar bis Mai 1999 47,5 pro 100.000 EinwohnerInnen (116 Vergewaltigungen in 1998). Diese hat bereits 1997 geschätzt, dass jede zweite der 20 Millionen Frauen Südafrikas einmal in ihrem Leben vergewaltigt wird. Charlene Smith kämpft seit sie selbst vergewaltigt wurde gegen diese Frauen- und Kinderverachtung. Ein Grund ist der weit verbreitete Aberglaube, dass Geschlechtsverkehr mit einer Jungfrau Aids kurieren kann. Und die Zahl der HIV-Infizierten steigt stetig - der jüngsten Statistik zufolge sind 4,2 Millionen Menschen in Südafrika mit dem HI-Virus infiziert. Die meisten Täter sind 20- bis 29-jährige Männer, die ihre Opfer in Gruppen stundenlang vergewaltigen. "Das ist zu einer Art 'Volkssport' unter jungen Männern geworden", sagt Smith. Und der Großteil der Täter kommt ungestraft davon. Viele Frauen haben Angst, zur Polizei zu gehen. Denn es gibt immer wieder Berichte, dass die Polizisten die Frauen erneut vergewaltigen. Oft werden die Täter gegen Bezahlung auch wieder laufen gelassen. (dy)