Denn im Brunnenviertel gilt bis zum 2. Juni Kunstalarm. Wo man sie am wenigsten vermutet, springt sie einen an. Nicht einmal auf dem Markt selbst ist man in dieser Zeit vor Kunst sicher. Das Viertel ist - zum dritten Mal - ein quirliges, fröhliches, buntes und geradezu schockierend lebendiges Quartier: Das ist nicht das Wien, dass der Wiener gewohnt ist. Sondern - beinahe - eine echte Großstadt. Vermutlich heißt das den grauen Grant der Stadt unterminierende Unternehmen deshalb "Soho in Ottakring". Schließlich liegt Soho im Ausland. In einer großen Stadt. New York.
Doch trotz seiner geradezu zu Wien-Normal antithesischen Wesensart, jubeln politisch wie wirtschaftlich Verantwortliche der Verfremdung des von 14.000 Menschen bewohnten Stadtteils beim Gürtel: Karina Brehofer, Vizepräsidentin der Wiener Wirtschaftskammer, spricht von einer "gelungenen Symbiose von Kunst und lokaler Wirtschaft" und Ernestine Graßberger, Ottakrings Bezirksvorsteherin (SPÖ), überlegt gar, das Viertel nach der Erfinderin des Galerienfestivals in leerstehenden Geschäftslokalen im Multikultiviertel, von "Brunnenviertel" in "Ula Schneider Viertel" umzutaufen.