Wien - Die Humangenetiker dringen an den Ursprung der Prozesse im Rahmen des Alterns des Menschen vor. "Wir konnten schon
acht Gene bei Krankheiten, die zum vorzeitigen Altern beim Menschen führen, identifizieren und ihre Effekte bei Mäusen genauer studieren.
Zumeist handelt es sich dabei um Fehler in den Reparaturmechanismen für das Erbgut", erklärte der niederländische Genetiker Jan
Hoeijmakers von der Erasmus Universität in Rotterdam .
Der Tipp des Fachmanns gegen das Altern: "Am ehesten sollten wir im Laufe unseres Lebens unser Genom in einem unbeschädigten Zustand
halten. Beim Altern häufen wir in unseren Zellen zunehmend Schäden an der Erbsubstanz an, die sie entweder zu Krebs entarten oder
absterben lassen. (...) Aber derzeit haben wir noch kein wirklich gutes Mittel zur Verhinderung solcher Prozesse zur Verfügung."
Kinderkrankheiten
Auf die Spur der wichtigsten Mechanismen, die zum Altern führen, kamen die Wissenschafter über die Untersuchung von bedauernswerten
Kindern. Der Experte: "Da gibt es mehrere, aber sehr seltene Erkrankungen, bei denen die Erbanlagen zur Reparatur von Genschäden defekt
sind. Kinder, die zum Beispiel am so genannten Cockane-Syndrom leiden, sterben bereits mit zwölf Jahren. Sie werden blind und taub,
sterben oft an Infektionen. Sie zeigen die klassischen Symptome der Alterung - nur viel schneller als wir Alle."
Eine andere Form solcher Leiden ist noch ärger. Hoeijmakers: "Da sterben die Kinder schon mit drei Jahren. Sie haben auffällig schütteres
Haar, ihre Muskeln sind schwach. Oft wurden diese Krankheiten von den Ärzten gar nicht erkannt. Wer vermutet schon, dass vorzeitige
Alterung hinter den verschiedenen Symptomen steckt." Auch Osteoporose (Knochenschwund), Krebs und Demenzerscheinungen sind bei
solchen Patienten schon in den ersten Lebensjahren beobachtet worden.
Hoeijmakers: "Bei der zuletzt beschriebenen Krankheit kamen wir erst über unsere Labormäuse darauf, dass es sich um eine vorzeitige
Alterung handelt. Die Tiere bekamen zum Beispiel weißes Haar."
Auch Wasser ist schädlich
Die genetischen Grundlagen deuten auf Fehler in den Erbgut-Reparaturmechanismen hin. Der niederländische Fachmann Jan Hoeijmakers:
"Unser Genom wird in unserem ganzen Leben ständig geschädigt. Das erfolgt zum Beispiel über giftige Substanzen. Doch selbst Wasser kann
für uns giftig sein. Unser Stoffwechsel ist darauf aufgebaut. Es entstehen giftige Sauerstoff-Radikale, die das Erbgut schädigen. Deshalb haben
wir auch zahlreiche Mechanismen, die solche Schäden beheben."
Doch im Laufe des Lebens des Menschen halten die Reparaturmechanismen nicht völlig Schritt mit den Schädigungen: Einerseits, weil die
Defekte kumulieren, andererseits, weil die ausgleichenden Kräfte des Organismus ebenfalls abnehmen. Einfache Lösungen bzw.
Anti-Ageing-Therapien sind wegen der Komplexizität des Problems nicht in Sicht. Hoeijmakers: "Zumeist handelt es sich dabei um ganz
subtile Veränderungen zahlreicher genetischer Faktoren."
Von den derzeit angepriesenen "Wundermitteln" gegen das Altern wie Vitamine (vor allem Vitamin E) oder Hormone ist im Grunde nur eine
teilweiser Effekt zu erwarten. Der niederländische Fachmann: "Manche dieser Substanzen können giftige freie Sauerstoff-Radikale
unschädlich machen. Aber ein wirklich gutes Mittel gegen das Altern haben wir noch nicht." (APA)
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