Wien - Die Arbeiterkammer formuliert drastisch: "Die ÖBB hat eine neue Form der Kundenabschreckung entdeckt." Es geht um die Schließung der Gepäckschalter in den österreichischen Bahnhöfen. Wer seinen Koffer oder sein Fahrrad nach dem 10. Juni mit der Bahn verschicken will, muss deutlich tiefer in die Tasche greifen als bisher. Es wird nicht mehr möglich sein, Reisegepäck am Abfahrtsbahnhof aufzugeben und am Zielbahnhof wieder in Empfang zu nehmen. Die ÖBB bietet nur noch das so genannte Haus-Haus-Service an: Die Gepäckstücke werden von daheim abgeholt und an die Zieladresse gebracht. Das hat allerdings auch seinen Preis. Bisher kostete die Gepäcksbeförderung 110 Schilling pro Gepäckstück bei Aufgabe am Bahnhof (200 Schilling für höchstens zwei Gepäcksstücke bei Haus-Haus-Zustellung). Das neue Service kostet 170 Schilling (für zwei Gepäckstücke 230, für drei 290 Schilling; Vorteilscardbesitzer bekommen Rabatt). Dazu kommen noch massive Zuschläge, kritisiert die AK: 200 Schilling pro Sendung, wenn das Gepäck an einem Sonn- oder Feiertag zugestellt oder abgeholt wird, 90 Schilling für Sondergepäck - Fahrräder, Kinderwagen, Rollstühle oder Schlitten. Ein Sonn- und Feiertagsservice ist vorerst überhaupt nur in Wien möglich. Die Arbeiterkammer rechnete nach. Ein Fahrradtransport kostete bisher 110 Schilling. Ab 10. Juni kann man das Fahrrad nur noch abholen lassen: kostet 170 Schilling plus 90 Schilling Sondergepäckzuschlag, zusammen 260 Schilling (Preiserhöhung: 136 Prozent). An einem Sonn- oder Feiertag kommen noch 200 Schilling dazu, macht dann 460 Schilling (Preiserhöhung: 318 Prozent). Rad-Tagesausflüge sind damit fast nur im "Rad-Tramper" möglich. (red, DER STANDARD Print-Ausgabe 18.Mai 2001)