Wien - Die Kandidatensuche war spannend: Gerhard Jellasitz, der Exobmann der burgenländischen ÖVP, war genauso im Rennen wie Gerhart Bruckmann, der Seniorenbundvertreter, und Exgeneralsekretär Helmut Kuckacka. Gegen alle diese Kandidaten für den Sitz in der Volksanwaltschaft gab es aber ÖVP-intern erhebliche Einwände: Für Jellasitz konnten sich die Nationalratsabgeordneten nicht erwärmen, Kuckacka war selbst wenig begeistert. Und gegen Bruckmann sprach, dass er seit Ewigkeiten (seit Josef Cap 1983) der erste Mandatar war, den die Wähler per Vorzugsstimme direkt ins Parlament entsandten.

Also waren Donnerstagfrüh, vor Beginn des ÖVP-Parteivorstandes, schon die Würfel zugunsten von Exfrauenchefin Rosemarie Bauer gefallen. ÖVP-Chef Wolfgang Schüssel schlug Bauer dann auch als Kandidatin für die Nachfolge von Ingrid Korosec vor - der Parteivorstand folgte ihm einstimmig. Die eigentliche Wahl erfolgt kommende Woche im Parlamentsklub.

ÖVP-Generalsekretärin Maria Rauch-Kallat hatte noch einen anderen Grund zur Freude: Da nach der SPÖ auch die FPÖ möglicherweise einen Mann für das Amt des Volksanwaltes nominieren werde, sei es wichtig, dass die ÖVP eine Frau entsende.

Mandatsspiele

Ob die Nominierung Bauers Rauch-Kallat nützt, wird sich weisen: Bruckmanns Vorzugsstimmen kosteten sie ihren Nationalratssitz - wäre er Volksanwalt geworden, hätte sie ins Parlament einziehen können. Bei Bauer wird das schwieriger: Zog diese doch über ein Weinviertler Grundmandat ins Hohe Haus ein, Rauch-Kallat ist Wienerin.

Daher werden in der ÖVP komplizierte Varianten gewälzt, um die Generalsekretärin ins Hohe Haus zu schicken: dass etwa die Niederösterreicherin Johanna Mikl-Leitner vom Bundesmandat auf ein Niederösterreich-Mandat wechseln und Raum für Rauch-Kallat machen könnte. (eli)
Kopf des Tages Seite 44