Freesien sind super. Freesien verwelken nicht so schnell wie Tulpen, wirken nicht so penetrant wie Callas, duften nicht so distanzlos wie Lilien und kosten nicht so viel wie Orchideen. Ich will Freesien. Freitags ist in meinem Lieblingsblumenladen immer die Hölle los. Da muss man dann zwischen den Papageien-Tulpen stehen und warten, bis die anderen alle ihre Sträuße fertig haben. Männer, die ihre Sonnenbrille wie einen Haarreifen ins Haar stecken und Boss-Socken tragen (oder gar keine), greifen zu langen exotischen Stängeln. Wenn sie den Preis hören, nehmen sie dann manchmal nur noch einen. Den dafür exzentrisch verpackt. Männer mit eingesticktem Monogramm im gestreiften Hemd und pastellgelbem Stecktuch ordern große Mengen Rosen. Diese Männer haben abends noch eine wichtige Sitzung. Ich warte noch immer, bis ich an die Reihe komme und der Blumenverkäuferin sagen kann, dass ich Freesien will. Links von mir riecht es nach Flieder, und rechts entfaltet eine asiatische Lampionblume einen abenteuerlichen Duft. Hinter mir pfeift jemand leise immer dieselbe Melodie - "Candle in the Wind". Ich drehe mich um und es ist Elton John. Er trägt einen weißen Anzug und interessiert sich für eine Blume namens "Euphorbia". Das kann ja wohl nicht alles sein, denke ich mir, denn jeder weiß, dass Elton John Millionen für Blumen ausgibt. Vor dem Geschäft parkt ein kleiner Lkw, mit dem wird er sein Blumenmeer nach Hause transportieren. Außerdem hat er noch zwei Billa-Einkaufstaschen neben sich stehen, da hat er ja gar keine Hand mehr frei für die vielen Sträuße. Wahrscheinlich will er aber ohnehin keine Biedermeiersträuße, sondern ausufernde Arrangements in Gelb und Pink. Wie sein Gerichtsverfahren ausgegangen ist, will ich ihn noch fragen, aber jetzt bin ich leider schon an der Reihe: "Freesien, weiße Freesien!" Clarissa Stadler []