Belgrad - Erste Ergebnisse der Arbeit einer Belgrader Regierungskommission zur Untersuchung von Missbräuchen des früheren serbischen Regimes im Wirtschafts- und Finanzbereich sind am Mittwoch durchgesickert. In einem vertraulichen Bericht der Regierungskommission, der am Mittwoch von der Zeitschrift ''Reporter'' veröffentlicht wurde, wird keiner der DOS-Spitzenfunktionäre mit den Finanzmachenschaften des Regimes von Ex-Präsident Slobodan Milosevic in Verbindung gebracht. Millionenhohe Steuern werden allem Anschein nach zwei Firmen mit engen Kontakten mit dem Regime Milosevic zu zahlen haben. Es handelt sich um den Möbelproduzenten Simpo in Vranje, der gemäß der Regierungskommission umgerechnet fast 50 Millionen Schilling wird zurückzahlen müssen, und eine Privatfirma aus Valjevo, die rund 12 Millionen Schilling schuldig geblieben ist. Die Verpflichtungen der beiden Firmen ergeben sich aus der Nutzung einer Staatsanleihe. Aus dem Bericht geht aber auch hervor, dass der Bruder des früheren Präsidenten, der einstige Botschafter Belgrads in Moskau Borislav Milosevic, und sein Sohn Svetozar bei einer Bank auf Zypern über das Konto der Firma ''Neocom trading'' verfügten, auf welchem sich angeblich 3,5 Mio. Dollar (3,96 Mill. Euro/54,5 Mill. S) befinden sollen. Gemäß dem Innenministerium waren im Auftrag des einstigen Zollchefs Mihalj Kertes zwischen 1994 und 2000 rund 22 Mio. Dollar (24,9 Mill. Euro/343 Mill. S) gesetzwidrig aus Jugoslawien gebracht und auf Kontos mehrerer Firmen auf Zypern deponiert worden, heißt es im Bericht. Noch immer laufen außerdem die Ermittlungen im Zusammenhang mit jenen fast 40 Millionen Schilling, welche Amtsträger des früheren Regimes nach China gebracht haben sollten. Der Kommissionsleiter, Vizeministerpräsident Vuk Obradovic, war am letzten Freitag vom DOS-Präsidium von öffentlichen Ämtern wegen eines Sexskandals in seiner Sozialdemokratischen Partei abgelöst worden. Obradovic will die Ablösung nicht anerkennen, da sie vom serbischen Parlament noch nicht bestätigt worden ist. Auch ist er überzeugt, dass ihm die sexuelle Belästigung von Mitarbeiterinnen angelastet worden ist, um die Arbeit der Regierungskommission zu behindern. Er hatte unter anderem auch DOS-Bündnispartner beschuldigt, hinter der Affäre zu stecken. Als Drahtzieher wird von Obradovic der amerikanische Geschäftsmann serbischer Abstammung Milan Panic vermutet, der zur Zeit einen Streit mit den neuen Belgrader Behörden über den Anteil an der serbischen pharmazeutischen Firma ICN-Galenika führt. (APA)