Wien - Obwohl Richard Lugner gestern, Mittwoch, begann, sein "Lugnerplex" zu bauen, ging er Dienstagabend ins Kino. "Nehmen wir einen Love-Chair", flüsterte er Gattin Christine zu, als er sich zur Eröffnung von Wiens neuestem Kinocenter in einen Zwei- personensessel des Cinestar-Filmpalastes unter den Zwillingstürmen des Wienerbergs kuschelte: In zehn Sälen, auf 2310 Sitzen können das auch Minderprominente. Vorausgesetzt, sie wollen das, was sie in etlichen Großkinozentren nicht kostendeckend tun, nun am Wienerberg machen. Ohne U-Bahn-Anschluss.

Tags darauf und rund 130 Meter über Baumeisters Sofa gelten solche Bedenken nicht: Vor einem überwältigenden Stadtpanorama eröffneten Wienerberger-Chef Wolfgang Raithofer und Immofinanz-Vorstand Karl Petrikovics Mittwochvormittag den "Rest" des Vienna Twin Towers: 138, respektive 126 Meter hoch, "nicht das höchste, aber dafür das höchstgelegene" (Raithofer) Gebäude der Stadt, in zweieinhalb Jahren und um 1,8 Milliarden Schilling aus dem Boden gezogen und weithin sichtbares Wahrzeichen des modernen Wien, bejubelten die beiden Bauherren den imposanten gläsernen Doppelturm des Stararchitekten Massimiliano Fuksas.

"Weltklassearchitektur", freute sich Raithofer - und Petrikovics ergänzte, dass das allein kein Grund zum Jubeln wäre. Wenn aber bei der Eröffnung über 80 Prozent der Flächen vermietet sind - und das zu Preisen über den ursprünglichen Erwartungen -, wenn das Haus bis Jahresende voll sein wird und obendrein im Renommee-Match der neu- en Wiener Office-Locations (Donauplatte versus Wienerberg) eine Nasenlänge voraus sei, sei das Grund zur Freude.

Schließlich kämen bis 2004 zu den 125.000 m² Büroflächen der gesamten Wienerberg City noch 1250 Wohnungen dazu. Zu den 7000 Menschen, die am Berg arbeiten, kommen dann noch 3500 Bewohner. "Eine kleine Stadt", ist Petrikovics stolz. Eine, deren Entertainmentzone im Einzugsgebiet von 400.000 Menschen liegt. Da könne, bei den (statistischen) zwei Kinobesuchen pro Wiener und Jahr nichts schief gehen.

Und die Verkehrsanbindung? Die Bauherren im 35. Stock verweisen auf ihren Shuttlebus von der Philadelphiabrücke. Im Erdgeschoss lächelt der Guide durch die neue Stadt: "Wenn hier einmal 3500 Menschen wohnen, muss die Stadt was tun - das sind Wähler." (rott) (DER STANDARD, Printausgabe, 17.5.2001)