Nicht weniger als "was jetzt wirklich Sache ist" mit der ORF-Reform wollten ORF-General Gerhard Weis, der Kaufmännische ORF-Direktor Alexander Wrabetz und Josef Trappel, Medienexperte des Prognos-Instituts und Autor eines Gutachtens zum österreichischen TV-Markt im Auftrag des Küniglbergs Dienstagabend erklären. Das Forum: ein "Sondertermin" des ZK, was in dem Fall Zigarren und Klub des Publico-Chefs Wolfgang Rosam meint. En passant widersprach Gutachter Trappel da vehement der bisherigen Linie des ORF zum digitalen Fernsehen. Ob der starken Verbreitung von TV-Empfang über Kabel oder Satellit stellt sich dem Experten die Frage: "Brauchen wir überhaupt DVB-T", also terrestrisch verbreitetes und via Hausantenne empfangbares Digitalfernsehen? Gut 80 Prozent der österreichischen Haushalte hängen am Kabel oder haben eine Schüssel auf dem Dach; für Deutschland erwartet Prognos innert vier Jahren nur noch zwei Prozent ohne Kabel- oder Satzugang. Da könne doch nicht ernstlich Diskussionsthema sein, die - neben den für ORF 1 und ORF 2 genutzten - dritte und noch freie österreichweite Frequenzkette für terrestrisches Digitalfernsehen zu "opfern", meinte Trappel. Das gelte auch für noch freie Frequenzen in Ballungsräumen. Wie berichtet hat das Kanzleramt nicht vor, die dritte TV-Frequenzkette für digitales Fernsehen zu nutzen. Geplant ist die Vergabe an einen privaten Anbieter. Und das in analoger Technik, ohne neue Decoder zu empfangen. Der ORF allerdings, für den Trappel gerade erst gutachtete, betont bis heute die dringende Notwendigkeit dieser Übertragungstechnik, um den technischen Anschluss nicht zu verlieren. Werde die dritte Kette nicht für die Umstellung auf Digital-TV genutzt und stünden dafür (wie geplant) nur regionale Frequenzinseln zur Verfügung, drohten milliardenschwere Mehrkosten, ließ der ORF wissen. (fid/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.5.2001)