Wien - Kleider machen nicht nur Leute, sie beschreiben auch Geschichte. Denn Mode dokumentiert den Geist ihrer Zeit und ihrer TrägerInnen. Das Historische Museum der Stadt Wien kann bei der modischen Rückschau auf vergangene Jahre und Jahrhunderte aus einem besonders großen Fundus schöpfen: Seine Kostümsammlung ist eine der umfangreichsten in Europa mit mehr als 20.000 Objekten. Ab 17. Mai werden die interessantesten Artefakte in einer neunmonatigen Schau in der Hermesvilla gezeigt. Mode von 1750 bis 2001 Bekleiden und Entkleiden, Verhüllen und Enthüllen, Schmücken und Zur-Schau-Stellen heißen die Parameter, zwischen denen sich die Ausstellung "Mode von Kopf bis Fuß 1750-2001" bewegt. Modische Trendwenden lassen sich anhand von 760 Objekten und einigen privaten Leihgaben über fast drei Jahrhunderte verfolgen. Schmückten im ausgehenden 18. Jahrhundert sittliche Hauben die Köpfe der Damen, machte in den Zwanzigern der Topfhut Furore. Der feine Herr trug 1850 ein Hemd aus einem Hauch von Leinen mit Ajourarbeit, heute wählt er eines mit Haifischkragen oder ein T-Shirt aus Microfasern. Auch die Entwicklung vom Biedermeier-Frack bis zum Business-Anzug ist dokumentiert. Der Schwerpunkt der Modesammlung liegt aber in der Damenbekleidung des 19. und 20. Jahrhunderts. Ihr sind gleich fünf Räume im ersten Stock der Hermesvilla gewidmet. Ein echtes Chanel-Kostüm wurde noch knapp vor der Ausstellung erworben. Viel Platz wird dem Schuhwerk samt Strumpf & Co. eingeräumt. Ein eigenständiges Kapitel ist auch das delikate "Darunter", vom Damenmorgenmantel aus dem 19. Jahrhundert bis zum "Waterbra". Dazu gibt es Accessoires vom Fächer über den Spazierstock und das Taschentuch bis zum Modeschmuck. Wiener Mode schrieb Geschichte Die Wiener Mode stand einst als Weltbegriff für erstklassiges Material, erlesene Handarbeit, Eleganz und Charme. Die Ausstellung glänzt mit Modellen aus den ersten Wiener Salons wie Bohlinger & Huber, Christoph Drecoll, G. & E. Spitzer, Stone & Blyth, W. F. Adlmüller und Hutkreationen von Adele List. Der Sammlung fehlen allerdings, wie leider auch weitgehend dem heutigen Wien, international bekannte DesignerInnen. Kulturhistorisch wichtige, aber zumeist in Depots verwahrte Sammelstücke der Öffentlichkeit zu präsentieren, lautet die Intention der AusstellungsmacherInnen. Die Schaustücke werden durch Lichtbänder mit Bildmotiven an den Wänden ergänzt. Zur Ausstellung erscheint ein illustrierter Katalog. (APA)