Skopje/Athen - Nach vielen Schwierigkeiten ist in Mazedonien die von EU und NATO gewünschte Allparteienregierung mit dem Auftrag gebildet worden, ein weiteres Ausufern des ethnischen Konflikts zwischen der slawischen Mehrheit und dem albanischen Bevölkerungsteil zu verhindern. Die von den albanischen Parteien mit EU-Unterstützung geforderte Verfassungsrevision wäre nach Ansicht Griechenlands eine geeignete Gelegenheit, den Namensstreit zwischen Skopje und Athen zu beenden. Nach Medienberichten soll die ehemalige jugoslawische Teilrepublik, die 1993 wegen der Vorbehalte Athens nur unter der provisorischen Bezeichnung FYROM ("Former Yugoslav Republic of Macedonia") in die UNO aufgenommen werden konnte, den Namen "Ober-Mazedonien" (Gornamakedonija) annehmen. Am Morgen nach der Regierungsbildung hat die Armee den Beschuss der albanischen UCK-Rebellen zunächst nicht wieder aufgenommen. Im Kampfgebiet um die Ortschaften Slupcane und Vakcince war es am Montag ruhig. Am Vorabend hatte die Nationalversammlung in Skopje mit 104 gegen eine Stimme für die neue "Regierung der politischen Einheit" votiert. Sechs der 16 Regierungsmitglieder sind Albaner. Die albanische Partei der Demokratischen Prosperität (PDP) hatte lange mit dem Regierungseintritt gezögert. Sie fordert Gespräche mit der Albaner-Guerilla "Nationale Befreiungsarmee" (UCK). "Sicherheit für unser Land Die PDP sei sich des Risikos bewusst, das sie mit einer Regierungsbeteiligung eingehe, sagte der PDP-Abgeordnete Ismet Ramadani. "Unser Hauptmotiv für die Teilnahme ist unser Wunsch, Sicherheit für das Land zu erzielen - aber nur durch Frieden und Dialog, nicht durch Töten und Getötet-Werden", fügte er hinzu. NATO-Generalsekretär George Robertson und der außenpolitische EU-Koordinator Javier Solana hatten vergangene Woche in Skopje in Marathonverhandlungen auf die Bildung einer großen Koalition gedrängt. Diese umfasst neben der seit ihrem Wahlsieg 1998 regierenden slawisch-nationalistischen VMRO-DPMNE ("Innere Mazedonische Revolutionäre Organisation - Demokratische Partei für die Nationale Einheit") von Premier Ljubco Georgievski und der mitregierenden Demokratenpartei der Albaner von Arben Xhaferi die PDP, sowie die Sozialdemokraten (SDMS) von Ex-Premier Branko Crvenkovski, die Liberalen und die Liberaldemokraten. "Konstitutive Nationen" Die albanischen Parteien treten für eine Föderalisierung nach einem "binationalen" Modell mit zwei "konstitutiven Nationen" wie in Belgien ein. Dies wird von der slawischen Bevölkerungsmehrheit als Vorstufe zur Abspaltung verstanden und strikt abgelehnt. Die Armeeoffensive müsse beendet und die Albaner in der Verfassung als "zweites Staatsvolk" neben den slawischen Mazedoniern anerkannt werden, fordern PDP und Demokratenpartei der Albaner. Für die griechische Regierung sind alle Voraussetzungen erfüllt, um den Namensstreit mit Skopje unter Schirmherrschaft der Vereinten Nationen beizulegen. Athen gehe davon aus, dass eine "für alle annehmbare Lösung" erreicht werden könne, "die die geografische Realität ausdrückt", sagte der griechische Außenamtssprecher Panos Beglitis am Montag vor der Presse. Athen hatte die von Skopje beanspruchte Staatsbezeichnung "Republik Mazedonien" vehement abgelehnt, weil daraus nach griechischem Verständnis "expansionistische Bestrebungen" abgeleitet werden könnten. "Ober-Mazedonien" Nach griechischen Presseberichten sollen sich Athen und Skopje auf den Namen "Ober-Mazedonien" geeinigt haben. Dazu hätten die USA und die EU wesentlich beigetragen. Skopje hatte bereits 1995 darauf verzichten müssen, die sechzehnstrahlige goldene "Vergina-Sonne", das antike dynastische Emblem von Alexander dem Großen, als Staatssymbol zu führen. (APA/Reuters)