Linz/Salzburg/Wiesbaden - Der Fall einer teilweise verbrannten unbekannten Leiche, die seit Beginn der achtziger Jahre im "Kriminalmuseum" in Scharnstein (Bez. Gmunden) in Oberösterreich in einer Vitrine ausgestellt ist, wird jetzt neu aufgerollt. Die Kriminalisten hoffen, mit den heutigen Methoden der DNA-Anlyse die Identität des Toten ermitteln und in der Folge das Verbrechen klären zu können. In der Nacht zum 22. April 1971 brannte eine Almhütte bei Mittersill in Salzburg nieder. In den Überresten der Hütte fand man eine teilweise verkohlte männliche Leiche. Es waren nur mehr der Rumpf und Teile des Schädels vorhanden. Vorerst dachten die Ermittler, es handle sich um einen Landstreicher, der in der Hütte übernachtet und dabei den für ihn verhängnisvollen Brand verursachte hatte. Dann allerdings wurden in der Nähe der abgebrannten Almhütte Blutspuren und eine Armbanduhr entdeckt. Außerdem sagten Zeugen, sie hätten ein verdächtiges Auto mit deutschem Kennzeichen beobachtet. Die Ermittlungen liefen über Jahre, die Leiche befand sich während dieser Zeit in der Gerichtsmedizin Salzburg. Letztlich war es aber - zumindest mit den damaligen kriminaltechnischen Methoden - nicht möglich, den Toten zu identifizieren. Der Fall wurde schließlich bis auf weiteres zu den Akten gelegt, die sterblichen Überreste des Unbekannten kamen ins Kriminalmuseum nach Scharnstein und wurden dort neben zahlreichen anderen mehr oder minder makabren Exponaten ausgestellt. "Als Dokument dafür, dass die Gerichtsmedizin zumindest damals auch ihre Grenzen hatte", so der Chef des Kriminalmuseums, Harald Seyrl, am Montag. Selbst die Präsentation des Falles in der TV-Sendung "Aktenzeichen XY" brachte seinerzeit keinen Erfolg. Vor geraumer Zeit kam nun vom Bundeskriminalamt Wiesbaden das Ersuchen an das Landesgendarmeriekommando Salzburg, im Fall der unbekannten Leiche aus dem Museum neuerlich aktiv zu werden. Vor allem durch Probenentnahmen für DNA-Analysen. Damit wurde inzwischen begonnen. Die ersten Proben waren noch nicht zielführend. Jetzt sollen Ende Mai weitere Proben von der Leiche im Kriminalmuseum genommen und mit Hilfe der DNA-Analyse untersucht werden. "Es wird sicher noch viel kriminalistischer Kleinarbeit bedürfen, aber jedenfalls bestehen jetzt berechtigte Hoffnungen, den Fall nach 30 Jahren vielleicht doch klären zu können", so Seyrl. Was für das Kriminalmuseum freilich auch die Konsequenz haben würde, dass man die Leiche künftig nicht mehr zeigen könnte, "wenn die Identität geklärt ist, wird das mit Rücksicht auf die Familie des Toten nicht mehr möglich sein", sagt Seyrl. Vorerst bleibt das "Museumsstück" aber in Scharnstein ausgestellt. Grundsätzlich sieht sich Seyrl durch diesen Fall bestätigt: "Einrichtungen wie unsere Kriminalmuseen in Scharnstein und in Wien sind sicher ein Reservoir an Beweisstücken für das Wiederaufrollen ungeklärter Fälle mit neuen kriminaltechnischen und gerichtsmedizinischen Methoden". (APA)