Welch ein Zufall. Genau an dem Tag, an dem sich die italienische Rechte anschickt, die Macht in Rom zu übernehmen, besucht Landeshauptmann Jörg Haider die Mailänder Scala. Verdis "Maskenball" wurde gegeben. Ein Geschenk für die Gattin, ein Familienausflug am Muttertag. Was soll daran verwerflich sein? Eine der von Haider bevorzugten eindeutigen Zweideutigkeiten. Ein Schelm, der angesichts derartiger Kulturbeflissenheit Böses denkt. Haider ist schließlich auch für Kärntens Kulturagenden verantwortlich. Da die Scala wie üblich ausverkauft war, mussten die Karten am Schwarzmarkt besorgt werden. Ein Schwarzmarkt ist doch nichts Schlechtes, solange dieser nicht von den FPÖ-Feindbildern wie Illegalen, Ost- und Südosteuropäern oder von Schwarzen betrieben, sondern von Angehörigen deutscher und österreichischer Nation genutzt wird. Schon zu lange musste Haider sein geliebtes Italien entbehren. Seine südlichen Freunde Berlusconi, Fini und sogar Bossi hatten ihm unmissverständlich bedeutet, er solle doch zu Hause im schönen Kärnten bleiben und nicht ihre Wahlchancen beeinträchtigen. Die gewalttätigen Demonstrationen, das Chaos und Desaster bei der Übergabe des Christbaums an den Vatikan im Dezember haben ihnen gereicht. Nur die neofaschistische MSI bejubelte ihn. Wohl oder übel musste Haider sich fügen, konnte es aber - wie üblich - doch nicht ganz lassen. Ein kurzer Urlaubsabstecher nach Amalfi. Doch endlich ist die aufgezwungene Enthaltsamkeit vorbei. Die Badesaison steht vor der Tür, Jesolos Bürgermeister hat ihm die Pforten geöffnet. Gerade wegen der Schlappen im Inland weicht Haider mehr denn je ins Ausland aus. So signalisiert er: Ich, Aushängeschild der Rechten in Europa, bin zurück. (DER STANDARD, 14.5.2001)