Ganz klar ist uns jetzt nicht, was die Herrschaften aus Stuttgart wirklich vorhaben. Der "Spiegel" meldet: Die Stuttgarter Verlagsgruppe Holtzbrinck will Anteile ihrer Dachgesellschaft an Partner verkaufen. "Eine kleine Beteiligung ist langfristig denkbar", sagte der neue Geschäftsführungs-Vorsitzende Stefan von Holtzbrinck dem Nachrichtenmagazin; ein solcher Verbündete müsse allerdings "zur Kultur des Hauses passen". Intern taxierten die Verlagsexperten den gesamten Firmenwert auf sieben bis neun Milliarden Mark. Zudem plant das drittgrößte deutsche Medienunternehmen, so "Der Spiegel" weiter, sich im nächsten Jahr über Anleihen Geld auf dem Kapitalmarkt zu leihen. Besonders bei Buchverlagen, Regionalzeitungen und Fachverlagen will Holtzbrinck wachsen. Derzeit beispielsweise gebe es Gespräche, um die Buchgruppe Econ-Ullstein-List aus dem Axel Springer Verlag zu kaufen. Das mit dem Zukaufen ist ja noch verständlich, nur die Sache mit den Anteilen... Denn wie berichtete die APA doch erst am Freitag? "Neuer Holtzbrinck-Chef will an bisheriger Strategie festhalten" nämlich. En detail hieß es da: Der neue Chef der Verlagsgruppe Holtzbrinck will das weltweite Wachstum des Medienunternehmens auch in Zukunft vorantreiben. "Partnerschaften und Allianzen stehen neben Akquisitionen im Vordergrund", sagte Stefan von Holtzbrinck am Freitag in Stuttgart. Wachstum sei allerdings kein Selbstzweck. Er wolle die bisherige Ausrichtung der Verlagsgruppe auf Qualität und Unabhängigkeit der Tochtergesellschaften beibehalten. Der 37-Jährige hatte am Donnerstag seinen Bruder Dieter von Holtzbrinck (59) an der Spitze der Verlagsholding mit Sitz in Stuttgart abgelöst. Das Unternehmen steigerte 2000 den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um zwölf Prozent auf auf 4,596 Mrd. DM (2,35 Mrd. Euro/32,3 Mrd. S). Davon entfielen 42 Prozent auf das Ausland. Das erstmals angegebene Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) legte um 26 Prozent auf 423 Mill. DM zu. Holtzbrinck beschäftigt weltweit 12.500 Mitarbeiter, davon rund 8.200 in Deutschland. Zum Unternehmen zählen Verlagshäuser im In- und Ausland (Rowohlt, S. Fischer, Macmillan) sowie Zeitungen ("Handelsblatt", "Die Zeit") und Beteiligungen an elektronischen Medien. Einen Börsengang auf Ebene der Holding schloss von Holtzbrinck aus: "Das würde zu sehr in die Unternehmenskultur eingreifen." Die Verlagsgruppe galt bisher als Öffentlichkeitsscheu und sehr zurückhaltend mit Bilanzzahlen. Im vergangenen Jahrzehnt erzielte das Medienunternehmen vor allem durch Zukäufe ein durchschnittliches Umsatzwachstum von 14 Prozent. Die Erlöse verteilen sich zu etwa gleichen Teilen auf die Geschäftsfelder Belletristik/Sachbuch, Bildung/Wissenschaft, überregionale Zeitungen/Wirtschaftsinformationen und regionale Zeitungen. Deutlich kleiner ist die Sparte elektronische Medien. Besonders erfolgreich verlief die Entwicklung der Verlagsgruppe Handelsblatt, die durch das erhöhte Interesse am Börsengeschehen ihren Umsatz um 24 Prozent steigerte. Alle Bereiche außer dem Online-Geschäft seien profitabel, sagte der für Finanzen zuständige Geschäftsführer Arno Mahlert. Auch die renommierte Wochenzeitung "Die Zeit" schreibe schwarze Zahlen. Das wirtschaftlich schwierigste Geschäft seien derzeit die Buchverlage. Dennoch seien die Holtzbrinck-Verlage Ende 2000 Marktführer auf dem deutschen Markt für Taschenbücher gewesen. Die Verlagsgruppe gehört zu gleichen Teilen Stefan und Dieter von Holtzbrinck und deren Schwester Monika Schoeller. Vielleicht sehen wir das ja alles auch zu eng und haben nur ein Problem mit etwas divergierender Titelei. (red)