Oklahoma City - Athena Roy will nicht sehen, wie Timothy McVeigh stirbt. Stattdessen wird sie am 16. Mai in die Kirche gehen, um für den Mann zu beten, der ihre Mutter ermordete. Auch Rob Roddy, der McVeighs Bombenanschlag am 19. April 1995 überlebte, hat kein Interesse, die Hinrichtung des Oklahoma-Attentäters zu beobachten. Beide wollen Abstand - der ihnen im Rummel um die Exekution nicht vergönnt ist. Keinesfalls werde er sich in den Zuschauerraum begeben, in dem rund 300 Überlebende und Angehörige die Hinrichtung mit der Giftspritze live verfolgen können, erklärt Roddy. Er hofft, dass auch andere fernbleiben: "Sie könnten ihm eine viel deutlichere Botschaft senden, wenn sie ihn boykottieren", sagt er. "Ich wünsche mir, dass sie das erkennen." Wie jeden Werktag wird Roddy zur Zeit der Exekution um 08.00 Uhr auf dem Weg zur Arbeit sein. "Will nicht, dass er getötet wird" Als er sich damals als einer der wenigen Überlebenden aus dem Bundesgebäude in Oklahoma City schleppte, wünschte er McVeigh die Todesstrafe, räumt Roddy ein. "Nachdem der Schock abflaute, kam ich wieder zur Besinnung", sagt er aber sechs Jahre nach dem Attentat. "Ich könnte McVeigh niemals vergeben, aber ich will nicht, dass er getötet wird." McVeigh ist der erste Todeskandidat seit 1963, der nach Bundesrecht hingerichtet wird. Bei seinem Anschlag wurden 168 Menschen getötet und mehr als 500 verletzt. Auch Athena Roy lehnt die Todesstrafe ab. Die Hinrichtung des Attentäters könne den Familien auch nicht helfen, betont sie. Sie ärgert sich, wenn es in den Medien heißt, dass die Angehörigen zusehen wollen, wie die tödliche Spritze angesetzt wird. "Einige von uns haben das nicht nötig", sagt sie erregt. Roy war 22, als ihre Mutter bei dem Anschlag getötet wurde. Sie will mit ihrem Schmerz allein sein, geht nicht zu den Gedenkveranstaltungen und trifft sich nicht mit anderen Angehörigen von Opfern. Es sei an der Zeit, dass Ruhe einkehre, sagt sie. Verdrängte Gedanken "Vergessen kann man es nie", erklärt LaVerne McCloud, deren zehnjährige Tochter Nekia bei dem Attentat verletzt wurde, "aber man kann weiterleben." Dass er nach der Hinrichtung nicht mehr vom Erscheinen McVeighs in den Medien geplagt werde, darauf hofft Dennis Hodges. Er hat eine Schwester und zwei weitere Verwandte bei dem Anschlag verloren. Er wird darauf warten, dass das Fernsehen die Exekution meldet. Deloris Watson dagegen versucht, jeden Gedanken an McVeigh zu verdrängen. Sie wird am 16. Mai ihren Enkel P.J. Allen, der nur mit einem Schlauch im Hals atmen kann und noch Narben von jenem Horrortag im April 1995 trägt, an die Hand nehmen, in den Park gehen und Eis aus dem Karton essen. Sie werden die Wolken beobachten, sagt Watson. Warum? Als sie vor kurzem über Kopfschmerzen klagte, habe der siebenjährige P.J. ihr gesagt: "Weißt du, warum dir dein Kopf weh tut? Weil du nicht in die Wolken schaust." Deshalb werde sie mit dem Jungen am Todestag McVeighs in den Himmel blicken. "Ich sorge dafür, dass er einen der schönsten Tage seines Lebens hat - eine Feier des Lebens", sagt Watson. (AP)