Algier - Mehr als zehntausend Menschen haben am Donnerstag in Algier friedlich gegen das brutale Vorgehen der Polizei bei den jüngsten Berber-Unruhen protestiert. Die überwiegend aus der Berber-Region Kabylei angereisten Demonstranten forderten zudem die Anerkennung der Berber-Sprache, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Sie riefen Parolen wie "Korrigiert die Geschichte, Algerien ist nicht arabisch" oder "Die wahren Terroristen sind die Polizisten". Die Polizei hielt sich während der Kundgebung zurück. Bei Unruhen in der Berber-Region Kabylei waren in den vergangenen zwei Wochen nach Regierungsangaben 42 Menschen getötet und 500 weitere verletzt worden. Medien berichteten dagegen von bis zu 80 Toten. Die Proteste hatten sich am Tod eines Jugendlichen entzündet, der am 18. April auf einer Polizeiwache in Beni Douala in der Nähe von Tizi Ouzou, der größten Stadt der Kabylei gut hundert Kilometer östlich von Algier, erschossen worden war. In dem Bürgerkrieg in dem nordafrikanischen Land verschwanden seit 1992 nach neusten offiziellen Angaben 4880 Menschen, wie der algerische Innenminister Yazid Zerhouni am Donnerstag vor dem Parlament in Algier mitteilte. Das spurlose Verschwinden von Menschen, die vermutlich vom Sicherheitsdienst festgenommen wurden, ist seit Jahren Streitpunkt zwischen Algier und Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International. Die Behörden betonten wiederholt, die meisten der verschwundenen Menschen hätten sich in Wirklichkeit islamischen Untergrundkämpfern angeschlossen. (APA)