Die derzeitige Praxis für den Berufseinstieg in den Journalismus erfolgt in Österreich großteils über "learning by doing" innerhalb einer Redaktion. Guido Tartarotti , Kultur-Ressortchef im "Kurier", hat seinen Einstieg in den Beruf über die "Kurier"-Lehrredaktion als "äußerst sinnvollen und beglückenden Weg" empfunden. Er selbst bilde mehrere Volontäre pro Jahr aus. Für den "Kurier" habe sich das System von Volontariaten mit begleitendem Besuch von Seminaren des Kuratoriums für Journalistenausbildung bewährt, so Tartarotti. Andy Kaltenbrunner wies allerdings auf das immer knappere Zeitbudget der Redakteure hin, die oft beim besten Willen nicht mehr die Kapazitäten hätten, sich um junge Kollegen zu kümmern. Darüber hinaus bestehe die Gefahr, dass der Aspirant für "eine möglichst schnelle Nutzbarkeit zurechtgestutzt" werden soll und dadurch das kritische Potenzial auf der Strecke bleibe. Zu warnen sei laut Kaltenbrunner deshalb auch vor Konzern gebundenen Bildungseinrichtungen. "Es wäre schlimm, wenn jene, die im Markt stark sind, in Zukunft auch noch die Eintrittsbedingungen definieren." Die wenigen Institutionen, die in Österreich fachgerechte Aus- und Fortbildung forcieren, würden für den Interessierten kaum Alternativen zur innerbetrieblichen Schulung bieten. Dass Journalistenausbildung den Berufseinsteigern auch die nötige Souveränität im Umgang mit Druckausübung vermitteln kann, war ein weiterer Aspekt der Diskussion. Druck "der Quote, ja sogar der Chefredakteure und Verleger" etwa ortete der ehemalige "Spiegel"-Chefredakteur Dieter Wild . Ausbildung allein mache nicht frei und unabhängig, sie bilde jedoch ein Bewusstsein für das Zusammenspiel der Kräfte innerhalb der Medienwelt, zeigte sich Wild überzeugt. Druck durch das Medienmanagement war dagegen für Matthias Karmasin , Professor für Medienwissenschaft an der Universität Klagenfurt, die eigentliche Herausforderung für kritische Redakteure. Medien seien heute Unternehmen, die nach Effizienz geführt werden müssten. "'Learning-on-the-job' ist prinzipiell die effizienteste Lösung, Selbststeuerung ist Faktum", so der Wissenschaftler. Um diesem Kreislauf zu entrinnen, sei eine Professionalisierung des Berufes dringend notwendig. Druck auf die Redakteure wollte Tartarotti hingegen nicht feststellen. Er habe die Erfahrung gemacht, dass vor allem die "kritischsten und frechsten" unter den Journalisten Karriere machen konnten. Über einen "goldenen Ausbildungsweg" für hoffnungsfrohe Jungjournalisten in Österreich konnte am Mittwochabend keine Einigung erzielt werden. Ohne "training on the job" geht es nicht, eine unabhängige, breit gefächerte Ausbildung mit kanonisiertem Curriculum aber vermittelt das Wissen um das Medien-Business - und die nötige Distanz. Einig waren sich die Diskutanten aber darüber, dass ein Lösungsansatz eilt. Gerade in jüngster Zeit nehme auch der politische Druck (Stichwort "Journalisten-Strafen") zu. "Man hat ja oft den Eindruck, dass es für einen jungen Journalisten wahrscheinlicher ist, mit einer Vorstrafe in den Beruf zu gehen als mit einer Vorbildung", brachte Kaltenbrunner die aktuellen Entwicklungen auf den Punkt. (APA)