Etat
"Reporter ohne Grenzen" sorgt sich um Pressefreiheit in Ungarn
Druck von "Bund Junger Demokraten" auf "Magyar Hirlap" und "RTL-Klub"
Die internationale Organisation zum Schutz der Pressefreiheit "Reporters sans
Frontieres" ("Reporter ohne Grenzen", RSF) wirft der ungarischen Regierungspartei
"Bund Junger Demokraten" (FIDESZ) vor, seit Monatsbeginn Druck auf die Budapester
Tageszeitung "Magyar Hirlap" und den TV-Sender "RTL-Klub" auszuüben. "Die
Stellungnahmen Ihrer Partei gleichen nunmehr echtem Druck und einer
Einschüchterung der Presse", schreibt RSF-Generalsekretär Robert Menard in einem
Offenen Brief an Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban. "Repressalien"
In dem Schreiben wird Orban aufgefordert, sich dafür einzusetzen, den "Repressalien"
gegen die Tageszeitung Einhalt zu gebieten und darüber zu wachen, dass die
Pressefreiheit in Ungarn respektiert werde, heißt es in einer am Mittwoch in Paris
veröffentlichten RSF-Aussendung. Laut RSF wurde es den Reportern von "Magyar
Hirlap" untersagt, am FIDESZ-Parteitag teilzunehmen, der am 5. und 6. Mai in
südungarischen Szeged stattgefunden hat. Der Sprecher der Partei, Attila Farkas,
habe bestätigt, "dass kein Journalist von 'Magyar Hirlap' von nun an an einer
Veranstaltung der Partei teilnehmen" könne, heißt es in der Aussendung.
Kontroverse um "Killer-Meldung"
Die Reaktion des "Bundes Junger Demokraten" folgte auf die Veröffentlichung eines
Artikels mit dem Titel "Niemand wünscht die 'Liquidierung' von Viktor Orban und Laslo
Koever (FIDESZ-Chef bis zum 6. Mai, Anm.) vom politischen Leben". Der Artikel der
Tageszeitung berief sich auf ein Interview des TV-Senders RTL-Klub, in dem ein
russischer Killer befragt worden war, für wieviel Geld er den ungarischen Premier
töten würde. Die beiden Medien haben sich laut RSF für den "schlechten Geschmack"
dieser Frage entschuldigt und zwei leitende Angestellte des TV-Senders wurden "in
Folge des Drucks durch die Machtträger" entlassen. (APA)