Fußball
Ein Stadion ist nur die Hülle der Show
ÖFB-Präsident Mauhart kämpft für Salzburger Arena
Wien/Salzburg - Vielleicht
wendet sich der Weg des österreichischen Fußballs doch
zur großen Show und zum
großen Geld. Eine Richtungsentscheidung dürfte in Salzburg gefallen sein, wo sie unlängst den Bauzaun um den
Bauplatz für das neue Stadion
(Gesamtinvestitionssumme
rund 600 Millionen Schilling)
gezogen haben. Die Baugrube
wird rund 500
m weit weg
vom Schloss Kleßheim ausgehoben, der Kulturmensch Richard Lugner fand wieder
einmal einen hatscherten Vergleich: "Es ist wie die Zerstörung der Buddha-Statuen in
Afghanistan", sagte er zur vorgeblichen Schändung des
Schlosses durch den Stadionneubau, der sieben Meter in
die Erde eingelassen und samt
Dach rund zwölf Meter über
das Bodenniveau hinaufragen
wird.
Gestern fanden sich Befürworter des Stadionprojektes zusammen, um sich gegenseitig Recht zu geben. Keine
sehr originelle Runde, aber
wahrscheinlich war in einem
Monat, seit "Qualitätszeitungen" wie die Süddeutsche und
die FAZ in Meinungseinheit
mit dem ORF-Landesstudio
Salzburg und der Krone Salzburg das Stadion diffamieren,
keine schlagkräftigere Partie
zusammenzubringen.
Gesellschaftliches Ereignis
Rudi Quehenberger, in Personalunion Präsident a.
D.
und in spe der Salzburger
Austria, hat sich zum Präsidenten des "Vereins der
Freunde des neuen Stadions
und des Salzburger Fußballs"
aufgeschwungen. Als solcher
will er das Stadion nach seiner
geplanten Fertigstellung im
Sommer 2003 zu einem "gesellschaftlichen Ereignis für
ganz Salzburg" machen.
Fixstarter im Falle einer positiven EM-Bewerbung 2008
Als Mittel zum Aufschwung
des Fußballs generell wertet
ÖFB-Präsident Beppo Mauhart Investitionen in die Infrastruktur, konkret in neue
Sportstätten. Die (gescheiterte) Bewerbung um die EM
2004 habe den Grundstein für
die Neubauten in Graz und
Innsbruck gelegt, nun soll
Salzburg "zum Fixstarter im
Falle einer positiven EM-Bewerbung 2008 werden", so
Mauhart.
Eine mögliche Erweiterung
auf EM-taugliche 30.300 Sitz
plätze ist in die Planungen des
neuen Stadions integriert
worden. Dafür wurde eine Art
Baukastensystem entwickelt,
mit der gegebenenfalls das
Dach der Tribüne angehoben
werden kann. (Querverweis
Innsbruck und Sparsamkeit:
Dort wurde das Dach des
Tivoli neu verschweißt statt
zusammengeschraubt, um ein
paar 100.000 Schilling zu sparen, bei einer Erweiterung von
rund 18.000 auf an die 30.000
Plätze kostet die Dachverlegung nun zig Millionen mehr.)
Und ebenso mühelos könnte
nach einer erfolgten EM der
Zuschauerraum wieder verkleinert werden, versichert
der Geschäftsführer der Stadionerrichtungsgesellschaft, Alfred Denk.
Auch prominente Sportler
waren zum Pressegespräch
"Quo vadis Fußball in Salzburg?" gekommen. Salzburgs
Heimo Pfeifenberger etwa, der
ein neues Stadion als Brücke
zur Suchtgiftprävention benützt. Ein größeres Stadion
bedeute mehr Sponsoren, und
das komme dem Nachwuchs
zugute. "Das bringt mehr Buben zum Fußballspielen und
weg von den Drogen." Dahin
geht der Fußball. (DER STANDARD-Printausgabe, Donnerstag, 10.Mai 2001 stet/josko)